Geschrieben von franzi am
Es scheint als ob sich Kolumbien bei der Entstehung einfach nicht entscheiden konnte. Tiefe Canyons, hohe Gebirgsketten, eindrückliche Vulkane, heisse Quellen und Wüste. Kolumbien hat alles was das Reiseherz begehrt.
¡Bienvenido a Colombia!
Am 22. Januar zur Mittagszeit betreten wir erstmals Südamerikanischen Boden. Da ein Direktflug nach Cartagena unser Reisebudget gesprengt hätte, gönnen wir uns einen dreitägigen Zwischenstopp in Bogotá. Dies kommt uns gelegen denn wer möchte schon eine Millionenstadt mit dem Auto erkunden. Als Luxusreisende - einquartiert im noblen Hotel Dorado Ferial für Fr. 35.- pro Nacht - besichtigen wir die Stadt. Unser ursprüngliches Bild vom "armen" Kolumbien müssen wir schleunigst revidieren. Riesige Einkaufszentren im Amerikanischem Stil, luxuriöse Wohnquartiere mit Backsteingebäuden und eine kleine zierliche Altstadt beweisen das Gegenteil. Im Museo de Oro tauchen wir ein in die tausendjährige Goldgeschichte Kolumbiens. Mit 35'000 Objekten ist dies die grösste existierende Sammlung präkolumbischer Gegenstände. Was so gemütlich begonnen hat endet dann aber doch recht hektisch. Christian (charreschmieri.ch) muss nämlich am letzten Tag unseres Aufenthalts in den Spital da sein Bein aufgrund einer Infektion drastisch angeschwollen ist. Den Flug um 18:00 können die beiden deswegen nicht wahrnehmen, denn die Ärzte möchten Christian 24 Stunden zur Beobachtung im Spital behalten. Ganz abgelenkt von den Geschehnissen vergessen wir im Gespräch mit Paula und Constantin die Zeit. Die Uhr tickt Richtung 18:00 und wir müssten schon längst am Flughafen sein. Ein Missgeschick folgt auf das Nächste und so steigen wir ins langsamste Taxi von ganz Bogotá und schleichen im Schneckentempo zum Flughafen.
Unglaublich was man sich während einem unruhigen Flug so für Gedanken macht. Plötzlich realisiert man, dass der hintere Sitz total durchgebrochen ist, die Armlehnen fehlen, der kleine Esstisch an der Rückwand des Vordersitzes abgerissen wurde und fragt sich ob da noch etwas Geld für die korrekte Prüfung des Flugzeuges übrig geblieben ist? Man lernt dazu - nächstes Mal werden wir einen Flug nehmen der nicht nur Fr. 30.- kostet.
Als wir um elf Uhr Abends beim Apartment in Cartagena ankommen trifft uns fast der Schlag. Obwohl die Fotos im Internet sehr vielversprechend ausgesehen haben, ist das Apartment in Wirklichkeit alles andere als bewohnbar. Da ersparen wir euch lieber die Details! Kurzum ziehen wir in ein Hotel welches sich gleich um die Ecke befindet und lassen es uns wieder gut gehen.
Am kommenden Tag geht es Christian zum Glück schon wieder so gut, dass Sie am Abend nach Cartagena fliegen können. Gerade noch rechtzeitig um die Autos abzuholen sind wir wieder vereint. Unsere Männer müssen jetzt in zwei Tagen das ganze Prozedere der Fahrzeugeinfuhr durchlaufen. Unterstützen können wir Frauen nicht, denn wie auch in Panama ist nur der Fahrer des Fahrzeugs berechtigt das Hafengelände zu betreten. Am 27. Januar um 16 Uhr haben wir ihn wieder, unseren Dicken. Mit der Verschiffung hat alles super geklappt und wir sind sehr erleichtert, dass von unserer ganzen Ausrüstung nichts weggekommen ist.
Kolumbianische Gastfreundschaft
Im Berufsverkehr schlängeln wir uns quer durch ganz Cartagena nach Turbaco. Obwohl wir unangemeldet aufkreuzen, es bereits dunkel ist und das Tor eigentlich schon geschlossen wurde, werden wir herzlich begrüsst. Gloria und Albeiro laden uns gleich in ihr Haus ein und offerieren uns ein Glas Panela. So plaudern wir noch in den abendlichen Stunden bevor wir unser Auto zur Weiterreise umrüsten.
Cartagena
Die schönste Stadt von Kolumbien wollen wir natürlich nicht auslassen. Im lokalen Bus fahren wir zurück nach Cartagena und nehmen uns Zeit die Altstadt zu bewundern. Von nahezu jeder kleinen Gasse gibt es ein Mythos oder eine historische Geschichte. Frauen welche in gelben Trachten Früchte anbieten, schmale Gassen mit Pflastersteinen, Balkone geschmückt mit bunten Blumen, in kräftige Farben gehüllte Gebäude und laute, rhytmische Musik - Kolumbien zum Verlieben.
Der Norden
Kolumbien besteht zur Hälfte aus Regenwald welcher sich im östlichen Teil des Landes befindet. Der Westliche Teil des Landes ist von drei grosse Bergketten (Kordilleren) durchzogen. Unsere Reise in Kolumbien beginnt im Norden. Auf staubigen Strassen fahren wir durch eine ausgetrocknete Sumpflandschaft ohne jegliche Vegetation. Ein kleines verschlafenes Kolonialstädtchen mit einem wunderschönen Friedhof finden wir in Mompós vor. Diese Gegend ist nur über eine Strasse zugänglich und wir müssen unseren Landy auf ein Fährfloss laden um den Fluss Rio Magdalena zu überqueren. Die Leute die in dieser Region leben, kennen keinen Wohlstand - Wasser und Lebensmittel sind aufgrund der trockenen, nutzlosen Landschaft knapp und Transportmittel Nr. 1 ist der Esel.
Mit jedem Höhenmeter den wir später auf der östlichen Kordillere zurücklegen wird die Landschaft grüner, die Temperaturen wieder erträglicher und die Bevölkerung wohlhabender. In Girón legen wir Rast ein und schlendern durch die koloniale Tabakstadt. Die sechs Brücken welche das Dorf verbinden bestehen noch immer aus dem früher gebräuchlichen "Calicanto" (einem Gemisch aus Kalk, Salz und Ochsenblut).
Wanderlust
Nur wenige Kilometer südlich liegt das bekannte Städtchen Barichara. Uyarak haben wir für einmal auf dem Campingplatz La Pacha abgestellt und versuchen unser Glück mit "dem Daumen nach oben". Der bunt bemalte Camper, welcher sich den Berg hochkämpft hält sofort an und nimmt uns mit. So lernen wir vier junge Argentinier kennen, welche ihren Freund auf der Weltreise besuchen, um ein Stück mit ihm zu reisen. Von Barichara aus wandern wir hinab in das kleine Bergdorf Guane und lassen uns anschliessend von einem Tuk-Tuk wieder hochfahren (was für ein Krampf für den kleinen Motor).
Hängen geblieben
Für einmal die Zeit vergessen und auf der faulen Haut liegen. Die Gesellschaft der Hängematte geniessen. Sich mit einem wundervollen Frühstück verwöhnen lassen. Einfach in den Tag hinein leben. In Villa de Leyva kommen wir fast nicht mehr weg.
Ja reisen kann auch ganz schön anstrengend sein. Täglich will das kleine Chaos im Auto aufgeräumt werden, Reiserouten wollen geplant und besprochen werden, dann die zeitaufwendige Forschung nach Sehenswürdigkeiten (man möchte ja nichts verpassen), tanken, einkaufen, Blog schreiben, Spanisch lernen, die vielen aufwendigen (3 - 7h) Grenzübergänge in Mittelamerika und schlussendlich noch die hektische Angelegenheit um das Auto zu verschiffen. Da dürfen wir für einmal etwas kürzer treten. Nein - wir haben uns nicht zu beklagen! ;-) Für Nichts auf der Welt wollen wir unser Reiseleben tauschen. Da könnte der Appenzellerkäse noch so gross und das dunkle Vollkornbrot noch so gut riechen. So ein Reiseleben ist UNGLAUBLICH reizvoll. Es gibt nichts Schöneres als wenn man sich jeden Tag den Vorgarten selber aussuchen kann, spontan entscheiden kann was wir wann unternehmen wollen, die unterschiedlichsten Leute kennenzulernen und einen Blick in deren Leben zu werfen, die Vielfalt der Natur zu sehen, in jedem Land die lokale Speise zu kosten, all die schönen Kolonialbauten zu entdecken und Abends in gemütlicher Runde um ein Feuer zu sitzen und das Leben zu geniessen.
Die Reiselust ist es auch welche uns am nächsten Tag aus den Federn lockt. Das Städtchen Villa de Leyva soll unglaublich viel Charme haben. Wir spazieren in die Stadt und sind sofort angetan. Bunte Blumen vor weissem Verputz, ein kleiner Park mit grünen Palmen und dann die Ruhe und Gelassenheit welche wir noch in keiner anderen Stadt so gespürt haben. Einfach wundervoll.
Wir wandern noch weiter und gelangen so zum Museo El Fósil. Hier befindet sich das 120 Millionen alte Kronosaurus-Baby welches das weltweit vollständigste Fossil seiner Art ist. Wenn man bedenkt, dass das Tier zu seinen Lebzeiten ganze 12 Meter mass, bin ich echt dankbar dass nur noch die Knochen davon übrig geblieben sind. ;-)
Catedral de Sal
Über einen 2800 Meter hohen Pass fahren wir nach Zipaquirá. Hier befindet sich die weltweit grösste Höhlenkirche - die Catedral de Sal. Bereits im 19. Jahrhundert wurden unterirdische Kapellen für die Mienenarbeiter eingerichtet. Heutzutage wird das Salz in einer Tiefe von 300 Metern mit Wasser aufgelöst und direkt an die Oberfläche gepumpt. Der Mieneneingang welcher zur wunderschönen Kathedrale führt, wurde mit unzähligen Kapellen geschmückt. Die Kathedrale selber ist tief in den Berg gebaut und besteht aus drei riesigen Kammern von welchen die mittlere ein 16 Meter hohes Kreuz trägt.
Home is, where you park it
Bogotá - da wart ihr doch schon? RICHTIG!
Seit etwas mehr als einem Monat haben wir ein "lustiges Geräuscheraten" bei der täglichen Landyfahrt. Da der unbekannte KLONK immer lauter und häufiger ertönt müssen wir uns nun endlich einmal darum kümmern. Deswegen auch der zweite Besuch in Bogotá wo wir die Werkstatt Iguana 4x4 aufsuchen. Hier verbringen wir ganze drei Tage (und Nächte) in der Garage. Das Geräusch wird lokalisiert und das Verteilergetriebe ausgebaut. Anschliessend zum Land Rover Spezialisten gebracht und am nächsten Tag wieder eingebaut. Siehe da, alles funktioniert wieder und die ganzen Sorgen waren umsonst!
Was für ein Glück, die Reise durch Kolumbien kann weitergehen!
Fotos
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