Geschrieben von martin am
Yaxhá
Die Grenzformalitäten sind schnell erledigt und so fahren wir gemütlich zu unserem ersten Ziel im 5. Land unserer Reise. Die Ruinenstadt Yaxhá ist wenig bekannt und über eine 10 Kilometer lange Schotterpiste zu erreichen. Nach dem Mittagessen in einem kleinen Restaurant mitten im Dschungel fahren wir noch den letzten Kilometer bis in den Park. Hier dürfen wir gratis übernachten und so fahren wir direkt auf die kleine Wiese am Seeufer. Die Freude währt nicht lange, denn die frisch gemähte Wiese ist vom vielen Regen komplett aufgeweicht und so stecken gleich drei von vier Fahrzeugen im Schlamm. Während Fabienne und Christian ihren mit Mud-Terrain Reifen bestückten Nissan Patrol relativ problemlos wieder befreien können, brauchen wir ein paar schiebende Hände. Alle Sperren nützen nichts, wenn sich das Reifenprofil einfach mit Schlamm füllt. Richtig tief versenkt haben Taisa und Ernesto ihren vier Tonnen schweren Toyota 4Runner. Mit Hilfe der Seilwinde bekommen wir aber auch den wieder frei und suchen uns einen etwas trockeneren Platz zum Parken. Kaum sind wir auf dem Weg zu den Ruinen, setzt der alltägliche Regen ein. In der Hoffnung, dass es bald wieder aufhört gehen wir noch etwas weiter, werden aber enttäuscht.
Während wir im Trockenen unter einer Palapa sitzen, backen wir Brot auf dem Feuer und grillen Fleisch und Gemüse fürs Nachtessen. Ein lustiger Abend nimmt seinen Lauf und wir vergessen das nasse Wetter schnell wieder. Am nächsten Morgen unternehmen wir einen zweiten Anlauf und wandern für ein paar Stunden durch die Ruinen. Auf dem Rückweg schaut dann sogar die Sonne hinter den Wolken hervor und wir wittern eine Chance. Aufgrund der extrem hohen Luftfeuchtigkeit bekommen wir seit Tagen nichts mehr trocken und so breiten wir schnell die ganzen feuchten Kleider, Polster und Badetücher auf den Fahrzeugen aus und lassen das Zeug von den warmen Sonnenstrahlen trocknen.
Tikal
Von Yaxhá ist es nur eine kurze Fahrt zur bedeutendsten Maya-Stätte in Guatemala: Tikal. Vom einst 65 km2 grossen Gebiet ist heute nur der ca. 16 km2 umfassende zentrale Teil zugänglich. Im Aussenbereich schlummern noch geschätzte 10'000 Gebäude unter dichtem Dschungel. Damit wir nicht einfach nur zwischen Ruinen im Dickicht herumstolpern, engagieren wir einen professionellen Guide für den nächsten Morgen. Um halb sieben in der früh starten wir bereits, noch im Halbdunklen laufen wir los. Während der Dschungel langsam erwacht erklimmen wir bereits die erste Pyramide und beobachten Brüllaffen, Klammeraffen und Tukane. Wir lernen viel über die Bräuche und Rituale der Mayas und sind fasziniert von der Präzision mit der die Baumeister vor über 1200 Jahren die riesigen Pyramiden erstellt haben. Auch zu den Dschungelbewohnern weiss unser Führer einiges zu erzählen. Unter anderem, dass in den fünfziger und sechziger Jahre die Affen noch gefüttert werden durften. Die Folge waren nicht nur freche und lästige Affen, sondern auch eine starke Überpopulation von Vogelspinnen. Zu Fränzis Erleichterung ist die Anzahl dieser grossen Achtbeiner wieder auf ein normales Mass zurück gegangen. Nach 6 Stunden machen sich die unzähligen Kilometer dann langsam bemerkbar und wir kehren zu unseren Fahrzeugen zurück.
Flores
Etwas weiter westlich liegt Flores, die Hauptstadt von Petén. Dicht gedrängt stehen hier die Häuser auf der kleinen Insel San Andrés mitten im Petén-Itzá-See. Auf einer Landzunge vis-à-vis der Insel finden wir einen Übernachtungsplatz und nutzen ein Taxi-Boot für den Weg in die Stadt. Der Rundgang durch die kleine Altstadt ist schnell gemacht und so sitzen wir pünktlich zum Mittag im Restaurant und gönnen uns einen ersten Mojito.
Hauptstrasse
Da Google Maps uns für die nächste Etappe auf einer nicht existierenden Strasse quer durch den Dschungel leiten will, vertrauen wir auf die Papierkarten von Reise-Know-How und folgen der Ruta 5. Bei Sayaxché bringt uns eine klapprige Fähre mit zwei Aussenbordmotoren über den Río La Pasión. Auf der Karte ist die Strecke als Hauptstrasse gekennzeichnet und so sind wir leicht überrascht, als kurz nach der Abzweigung der Ruta 9 beim Aufstieg in die Berge die Teerstrasse endet. Plötzlich sind wir auf einer sehr groben Schotterpiste unterwegs und sind froh, dass Uyarak genügend Bodenfreiheit hat. Langsam klettern wir den Berg hoch und stellen nach ein paar Kilometern ernüchternd fest: "Die Strasse wird wohl nicht so schnell wieder besser". Während sich die Sonne immer mehr dem Horizont nähert, folgen wir dem Weg im Schritttempo und erkunden uns immer wieder bei Einheimischen nach dem weiteren Strassenzustand. Die Hoffnung auf eine bessere Piste stirbt erst, als wir Stunden später im Dunkeln in Lanquín ankommen. Nach 9 Stunden Fahrt für gerade mal 250 km fallen wir todmüde ins Bett.
Semuc Champey
Wir bestellen uns ein Colectivo welches uns von Lanquín nach Semuc Champey bringt. Auf der Ladebrücke des Pickups holpern wir während 45 Minuten über die schmale und zum Teil steile Piste bis zum Parkeingang. Von hier aus laufen wir nach "dort wo das Wasser verschwindet", wie Semuc Champey übersetzt heisst. Die tiefblauen Becken laden zum Baden ein, doch wir steigen erst zum Aussichtspunkt - El Mirador - hoch, von wo aus man das ganze Tal überblicken kann. Der Río Cahabón fliesst unter den Becken hindurch und speist diese, bevor er weiter unten wieder aus dem Felsen hervortritt. Zurück im Tal gönnen auch wir uns ein erfrischendes Bad und springen von einem Becken ins andere.
Lago de Atitlán
Unsere Fahrt weiter nach Süden führt uns während drei Tagen durch die Gebirgsketten Sierra de los Cuchumatanes und Sierre Madre. Teerstrassen wechseln sich ab mit einsamen Schotterpisten hoch oben in den Bergen. Wir fahre über hohe Pässe und zum Schluss über eine unglaublich steile Strasse hinab zum Lago de Atitlán. Hier quartieren wir uns für zwei Nächte bei Pierre, einem ausgewanderten Franzosen, ein.
Mit dem Boot-Taxi fahren wir am nächsten Tag nach San Juan, wo wir gemütlich durch die Stadt schlendern und das eine oder andere einkaufen. Zurück geht es auf der Strasse. Da sechs Personen zu viel für ein einzelnes Tuk-Tuk sind, teilen wir uns auf und die beiden Fahrer liefern sich ein kleines Rennen. Durch die kleinen Motoren und die steilen Strassen fällt das Tempo jedoch sehr gemächlich aus und wir fragen uns zum Teil ob wir wohl aussteigen und stossen sollen.
Da der Patrol von Fabienne und Christian seit ein paar Tagen komisch weiss qualmt, rät uns Pierre nicht die steile Strasse zu nehmen, sondern um den See und den einen Vulkan herumzufahren. Wir folgen seinem Rat und fahren durch die kleinen Dörfer am Seeufer. Einige Kilometer nach dem letzten Dorf ist dann fertig mit der Teerstrasse und es folgt ein relativ schlechter Weg durch den Dschungel. Zu unserer Überraschung steht da ein Polizeiauto und die Polizisten bieten uns Geleitschutz an. Anscheinend ist die Gegend hier nicht so sicher und so folgt uns der Pickup durch den Wald. Kaum sind wir um den Vulkan herum und zurück in der Zivilisation, verabschieden sich die Polizisten und sind so schnell weg wie sie aufgetaucht sind.
Antigua
In Antigua erwartet uns Luxus, denn wir haben ein ganzes Ferienhaus gemietet. Die seit 1979 zum Weltkulturerbe gehörende Stadt begrüsst uns jedoch erst mal mit einem kleinen Verkehrskollaps. Langsam quälen wir uns durch die engen Gassen und fahren erst mal bei der Autowerkstatt La Recolección vorbei. Während der Mitsubishi von Paula und Constantin neue Reifen und neue Bremsbeläge benötigt, sollte sich bei unserem Kleinen mal jemand die quietschende vordere Bremse ansehen. Der Nissan von Fabienne und Christian raucht seit ein paar Tagen verdächtig weiss und läuft viel zu kalt. Wir haben Glück und bekommen alle einen Termin für den nächsten Morgen.
Das Ferienhaus übertrifft alle Erwartungen: vier grosszügige Schlafzimmer mit je einem eigenen Bad, riesiges Wohnzimmer und Küche, Pool, Waschmaschine und Trockner und natürlich super sichere Parkplätze. Während Constantin und ich einen Supermarkt suchen, bereiten Fränzi und Paula einen Pizzateig zu, denn es gibt heute selbst gemachte Pizza!
Trotz viel Bier und wenig Schlaf, stehen wir am Donnerstagmorgen pünktlich um halb Acht in der Werkstatt. Wir quetschen alle drei Autos in die enge Werkstatt und erklären den Mechanikern was an welchem Fahrzeug gemacht werden muss. Sofort wird fleissig gearbeitet und kurz nach Mittag ist alles erledigt.
Am Nachmittag schlendern wir gemütlich durch die Altstadt, bestaunen die schönen Bauten im Kolonialstil und kaufen Souveniers ein. Zu Fränzis Freuden finden wir sogar eine lokale Schokoladenmanufaktur und dürfen uns durchs ganze Angebot probieren. Erst als es schon längst dunkel ist kehren wir ins Ferienhaus zurück.
Wir sitzen gemütlich beim Frühstück als plötzlich die Lampe über dem Tisch zu schauckeln beginnt. Es dauert ein paar Sekunden bis wir realisieren was gerade passiert: ein Erdbeben. Da das Schütteln nicht gleich wieder aufhört, gehen wir vorsichtshalber mal in den Garten. Hier ist die Stärke des Bebens gut sichtbar, das Wasser des Swimmingpool schwabt bereits über den Rand. Während wir uns mit den Nachbarn unterhalten, lässt das Schütteln langsam wieder nach und endet bald ganz. Was für uns sehr fremd ist, gehört für die Einheimischen zur Normalität. Antigua liegt in einer seismisch aktiven Zone und wurde im Laufe der Geschichte bereits mehrfach von schweren Erdbeben heimgesucht. Meistens sind die Beben aber schwach, so wie auch dieses und so ist nichts passiert.
Nach einem weiteren Besuch in der Stadt fahren wir am Nachmittag los Richtung Grenze. Am Abend treffen wir alte Bekannte wieder: Laurent und Céline werden sich mit ihren vier Kindern unserem Konvoi durch El Salvador und Honduras anschliessen.
Fotos
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