Geschrieben von martin am
Death Valley
Der Wetterbericht fürs Death Valley am Mittwoch, 19. August lässt sich in einem Wort zusammenfassen: heiss. Es werden 125°F (52°C) erwartet. Da weder wir noch Uyarak gut mit solchen Temperaturen umgehen können, fahren wir bereits um 5 Uhr früh in Pahrump los. Noch vor Sonnenaufgang beginnen wir den Abstieg ins Todestal. Während wir beim Zabriskie Point den Sonnenaufgang geniessen, klettert das Thermometer bereits auf über 30°C. Wir setzten unsere Fahrt fort und passieren bald ein Schild mit der Aufschrift "Sealevel" (Meereshöhe), doch es geht weiter bergab. Obwohl die Sonne noch tief am Himmel steht, ist es gleissend hell und alles wirkt staubtrocken und lebensfeindlich. Dennoch ist die Vielfalt an Pflanzen und Tieren erstaunlich hoch - unzähligen Eidechsenarten, Kojoten, Dickhornschafe und selbst der bekannte grosse Rennkuckuck (engl. Roadrunner) sind hier heimisch. Insgesamt wurden über 400 Tier- und mehr als 1000 Pflanzenarten gezählt. Sie alle trotzen dem lebensfeindlichen Klima im Tal - bei Temperaturen von bis zu 56°C und gerade mal 119 mm Niederschlag im Jahr eine echte Herausforderung.
Als wir später den Talboden erreichen sind wir gut 50 m unter dem Meeresspiegel. Sogleich beginnt der Aufstieg, bei schnell ansteigenden Temperaturen kämpft sich Uyarak langsam den Berg hoch. Knapp 1600 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Gegen 10 Uhr haben wir es dann geschafft, wir stehen auf dem Towne Pass. Hinter uns liegt das Death Valley und vor uns das Panamint Valley. Mit durchschnittlich 10% Gefälle geht es nun wieder runter. Die erlaubten 65 mph schaffen wir nicht ganz, sind aber dennoch flott unterwegs - etwas zu flott. Obwohl ich darauf achte, nicht zu viel zu Bremsen, fordern die vielen Kurven kombiniert mit dem doch ganz ordentlichen Tempo bald ihren Tribut. Die hinteren Bremsen werden zu heiss und wir müssen rechts ran fahren. Nachdem die Bremsscheiben abgekühlt sind, demontiere ich das eine Hinterrad und hoffe, dass der Schaden nicht all zu gross ist. Der Gestank lässt uns Schlimmes erahnen, doch die Scheiben sehen ganz OK aus. Vorsichtig setzen wir unsere Fahrt fort und schaffen auch noch die letzten 2 km runter ins Tal. Uyarak bremst wie gewohnt, dennoch haben wir keine Lust auf noch einen Pass und nehmen daher den Weg durch das Panamint Valley Richtung Südwesten. Eine trostlose Fahrt auf einer einsamen Strasse mitten durch die Wüste. Die ersten 50 Meilen fahren wir zwischen zwei Waffentestgeländen der Armee hindurch, dann folgt eine Salzmine und ein paar ausgetrocknete Seen. Die wenigen Ortschaften an der Strecke wirken ausgestorben, viele der Häuser verfallen, die Geschäfter sind geschlossen, überall stehen alte verrostete Autos. Irgendwann erreichen wir dann Ridgecrest und sind damit zurück in der Zivilisation. Die Suche nach einem Campingplatz mit etwas Schatten treibt uns aber noch weiter Richtung Süden. Insgesamt 425 km sind wir gefahren als wir uns in Boron für die Nacht einrichten - ein neuer Tagesrekord.
Pazifikküste
Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Tobias fährt nach Fremont um seine ehemaligen Arbeitskollegen zu besuchen und wir fahren raus an die Küste. Der Pazifik begrüsst uns bei Santa Maria mit einer angenehmen Brise. Entgegen unserer eigentlichen Reiserichtung, geht es für die nächsten Tage Richtung Norden. Auf dem legendären California Highway 1 folgen wir der Küstenline. Unseren erste Nacht an der Küste verbringen wir, wie könnte es auch anders sein, direkt am Strand. Den wunderschönen Sonnenuntergang können wir direkt neben Uyarak sitzend geniessen. Das stetigen plätschern der Wellen wird jedoch von donnerndem Motorenlärm überdeckt. Strandbuggies, umgebaute Pickups, ja selbst ein VW Käfer donnern hier mit bis zu 80 km/h über die Dünen. Alles vollkommen legal, denn wir sind in der Oceano Dunes State Vehicular Recreation Area - amerikanischer kann man nirgends Ferien machen. Während sich die Kinder mit ihren Mini-ATVs oder den Kinder-Motocross durch den Sand kämpfen, jagen die Väter ihre selber gebauten Strandbuggies durch die Dünen. Da die Fahrzeuge hierfür keine Strassenzulassung benötigen, sind auch entsprechend abenteuerliche Vehikel zu sehen. Unser Favorit ist ein umgebauter VW Käfer - dem Ton nach musste der kleine 4 Zylinder Boxer-Motor einem kräftigen V8 weichen. Ob hierfür die Rückbank ebenfalls weichen musste können wir leider nicht überprüfen - wir haben keine Leiter dabei und ohne solche ist ein Blick ins Fahrzeuginnere nicht möglich. Auch sonst gibt es viel skurriles zu sehen. Nach einer Nacht haben wir aber genug und sehen uns wieder nach etwas Ruhe - es geht weiter.
Der Küstenhighway windet sich über den steilen Klippen langsam Richtung Norden und offenbart immer wieder atemberaubende Ausblicke über den Pazifik. Wunderschöne Sandstrände, malerische Küstenstädtchen und schroffe Klippen wechseln sich ab. Uns gefällt die Gegend ausgezeichnet und wir brauchen fast eine Woche bis wir San Francisco erreichen.
Bay Area
Übers Wochenende quartieren wir uns im Anthony Chabot Regional Park in der Nähe von Oakland ein. Wir verbringen zwei gemütliche Tage mit Wandern, Joggen und viel Lesen bevor wir am Montag nach Livermore in die Werkstatt fahren.
Wie es wohl um Uyaraks Bremsen steht, fragen wir uns und erinnern uns an den Gestank und den weissen Rauch. Mike, der Eigentümer von West Coast British, sieht sich die Sache an und gibt Entwarnung, alles nur halb so schlimm. Die Bremsscheiben sehen noch aus wie neu meint er. Bleibt also nur der leckende Bremskolben hinten rechts. Da auf die Schnelle kein passender Bremssattel beschafft werden kann, muss Mike die Dichtungen beim bestehenden ersetzen. Die Reperatur ist schnell erledigt und so zeigt uns Pete - der Sohn von Mike - stolz ihre Oldtimer Sammlung und wir staunen beim Anblick der wunderschön restaurierten Land Rover und Aston Martin.
Am Dienstagmorgen fahren wir mit dem BART nach San Francisco. An der Powell Street gibt es ein grosses Wiedersehen. Wir haben uns sowohl mit Tobias als auch mit Brigitte und Christian und natürlich ihren vier Kindern verabredet. Zu neunt machen wir die Stadt unsicher. Den Anfang macht eine Fahrt im Cabletrain - bei unserem letzten Besuch in San Francisco (2011) hatten wir das irgendwie verpasst. Wir schlendern dem Pier entlang, Überblicken die Stadt vom Telegraph Hill aus, zählen die Kurven der Lombard Street, besuchen den Palace of Fine Arts und schauen bei den Painted Ladies vorbei. Schnell ist der Tag um und unsere Wege trennen sich wieder. Während Tobias noch bis Ende Woche an der San Francisco Bay bleibt, geht es für Brigitte und Christian zurück nach Salt Lake City. Wir freuen uns auf den Yosemite National Park.
Fotos
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Kommentare
hagmann antwortete am Permanenter Link
Hoi mitenand
Nun habe ich mir endlich Zeit genommen eure Reiseberichte zu lesen. Sie sind sehr interessant, da möchte man auch gerne dabei sein.
Mein Sohn ist momentan im Sequoia Nationalpark unterwegs.
Ich freue mich auf weitere Berichte und wünsche weiterhin Gute Fahrt
ohne Pannen.
Gruss Heinz Hagmann / NTB
martin antwortete am Permanenter Link
Hoi Heinz
Schön von dir zu hören. So ein Zufall, wir waren vor ca. einer Woche ebenfalls im Sequoia National Park. Äusserst eindrücklich diese riesigen und uralten Bäume. Man kann die Dimensionen irgendwie gar nicht richtig fassen: Baumstämme mit über 30m Umfang, 80m hoch und bis zu 3000 Jahre alt - einfach unglaublich!
Ist dein Sohn hier in den Ferien oder auch länger auf Reisen?
Wir sind zur Zeit in der Nähe von Los Angeles. Nächste Woche besuchen wir noch unseren letzten National Park in den USA: den Joshua Tree National Park. Anschliessend versuchen wir über die Grenze nach Mexiko zu kommen. Ist hoffentlich einfacher als in die umgekehrte Richtung! ;-)
Sonnige Grüsse aus Santa Clarita
Fränzi & Martin