Geschrieben von martin am
Salt Lake City
Die ominöse Öllache
Bereits Zuhause hatte das Öl unter dem Sitz für Verwirrung gesorgt. In der Werkstatt konnte sich damals niemand einen Reim daraus machen und so haben wir sie einfach aufgewischt und sind losgefahren. Leider war die Quelle dann aber doch keine ausgelaufene Reserve-Öl-Flasche wie ursprünglich gehofft. Nach ein paar Tausend Kilometern war das Öl nämlich wieder da. Nicht viel, aber doch zu viel um es einfach zu ignorieren. Richtig Sorgen hat mir das Ganze aber erst bereitet, als ich herausgefunden habe woher das Öl kommt: es tropft nämlich aus dem Pneumatikventil, welches die vordere Differentialsperre ansteuert. Das Öl stammt also aus dem vorderen Achsdifferential...
Wie Bill uns erklärt hat, tritt das Problem bei den verbauten Sperren gerne auf, wenn die Sperren älter sind oder selten verwendet werden - unsere waren noch nie im Einsatz seit wir den Landy gekauft haben. Die Ursache ist ein kleiner O-Ring, welcher den Pneumatikbolzen gegenüber der Getriebekammer abdichtet. Wird das Öl beim Fahren warm, dehnt es sich aus und wird durch die undichte Stelle in den Druckluftschlauch zurückgedrückt. Die Sperre funktioniert deshalb immer noch und abgesehen von einer kleinen Sauerei unter dem Fahrersitz hat es keine weiteren Auswirkungen. Glück gehabt.
Auf der Suche nach Bills Werkstatt - Great Basin Rovers - nähern wir uns auf der Interstate 15 langsam Salt Lake City. Die genaue Adresse hat mir Bill am Telefon genannt: 342 West 1700 South. "1700ste Strasse? Na wenigstens nicht mitten in Downtown...", denke ich mir noch. Doch nichts gewesen, denn in Salt Lake City hat man die Strassen nicht einfach durchnummeriert (es ist also nicht die 1700ste Strasse). Hier bilden die Stassen ein Koordinatensystem mit dem Nullpunkt beim Temple Square. Leider ist die Grundeinheit aber nicht Meter, sondern ein Zehntel Chain - was etwa 2 m entspricht. Die Werkstatt befindet sich also 3.4 km südlich und 684 m westlich vom Temple Square. Mit dem Auto unterwegs bedeutet das, der 1700 South folgen bis zur 300 West und dann noch ca. 84 m weiter westlich. Super einfach, wenn man weiss wie es funktioniert.
Als wir an der besagten Stelle in eine schmale Einfahrt einbiegen, passt Uyarak gerade noch so durch das Tor - vor uns reiht sich Land Rover an Land Rover. Alte Serie Land Rover, Defender, Discoverys, ja sogar einen 101 Forward Control entdecken wir. Irgendwo zwischen all den Fahrzeugen finden wir dann auch noch eine Tür zur Werkstatt und dahinter Bill und Tom. Die beiden begrüssen uns herzlich und nehmen sofort Uyarak in Augenschein. Schnell steht fest, dass die ominöse Öllache unter dem Fahrersitz nicht weiter tragisch ist. Wir freuen uns riesig über diesen Befund, denn das Problem besteht schon länger und wir wussten nicht wie schlimm die Sache ist.
Wir dürfen unser Lager hinter der Werkstatt aufschlagen und am nächsten Tag die Werkstatt für unseren zweiten Ölwechsel auf dieser Reise nutzen (ja, wir sind wirklich bereits 20'000 km gefahren). Bill überprüft anschliessend noch den Antriebsstrang, die Achsen und die Lenkung - das Fazit: alles I.O., nur das hintere Kreuzgelenk der vorderen Antriebswelle ist leicht ausgeschlagen. "Kein Problem, 10'000 km kannst du damit noch locker fahren.", meint Bill, "Oder mein Mechaniker kann dir die Kreuzgelenke kurz ersetzen, aus- und wieder einbauen musst du die Antriebswelle aber selber". Wir wollen noch bis nach Patagonien - das sind mehr als 10'000 km - also runter mit dem Ding... Am frühen Nachmittag ist die revidierte Antriebswelle dann wieder eingebaut und wir sind zurück auf der Strasse. Noch kurz den Kühlschrank auffüllen und schon geht es los Richtung Bryce Canyon National Park.
Bryce Canyon und Red Canyon
Der Bryce Canyon gehört zu den bekanntesten Nationalparks der USA. Wind, Wasser und Eis haben hier während Jahrmillionen die östliche Kante des Paunsaugunt-Plateaus erodiert und bizarre Felsnadeln, sogenannte Hoodoos gebildet. Der Anblick ist unbeschreiblich, tausende dieser Felsnadeln stehen im so genannten Amphitheater. In der Abendsonne wirkt der rote Felsen noch viel intensiver und lässt die Hoodoos regelrecht leuchten. Während drei Tagen sind wir im Nationalpark unterwegs bevor unsere Reise weiter nach Süden geht. Doch bevor wir das Gebiet ganz verlassen legen wir noch einen Stopp im Red Canyon ein. Nur wenige Kilometer ausserhalb des Nationalparks, direkt am Highway 12, liegt dieser relativ unbekannte Canyon. Während die untergehende Sonne wieder für kräftige Farben sorgt, machen wir eine kleine Wanderung durch den Canyon. Am nächsten Morgen lernen wir dann noch Riki und Doc kennen. Die zwei sind mit ihrem VW Bus T3 auf Reisen und haben Bekannte in Utah besucht. Während Doc sich für die Solarpanels von Uyarak interessiert, erzählt uns Riki wie sie bei Umweltkatastrophen mit Erdöl für die Rechte der lokalen Bevölkerung kämpft (www.alertproject.org).
Zion Nationalpark
Seit wir im südlichen Utah unterwegs sind, haben wir immer wieder gehört, dass der Zion Nationalpark vollkommen überlaufen sei. Wir hören von Strassensperren, Verkehrschaos und Unmengen an Touristen. Optimistisch wie wir sind, versuchen wir es trotzdem, denn schliesslich ist die Ferienzeit ja schon fast um. Fast vorbei ist aber nicht vorbei, wie wir schnell feststellen. Bereits nach wenigen Kilometern stehen wir im Stau - und das mitten im Nationalpark. Für fast eine Stunde geht gar nichts mehr. Der Grund, ein knapp 2 km langer, alter Tunnel welcher für viele RVs eine zu geringe Eckhöhe hat. Die Parkranger geben den Tunnel daher immer nur für eine Fahrtrichtung frei, so dass die RVs in der Mitte fahren können. Irgendwann haben wir es dann geschafft, sind durch den Tunnel durch und im Canyon drin. Doch auch hier hat es so viele Fahrzeuge, dass nicht die kleinste Parklücke mehr frei ist. Es liegt daher nicht mal ein Stopp zum Fotografieren drin. Wie die Parkplätze, sind auch die Campgrounds voll und so fliehen wir regelrecht aus dem Park. Etwas später finden wir den Sand Hollow State Park mit einem kleinen Stausee und fast leerem Campingplatz. Wir geniessen die Abendstimmung und hoffen, dass das herannahende Gewitter etwas Abkühlung bring. Es zieht auf der anderen Seeseite vorbei - Pech gewesen.
Fotos
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.