Geschrieben von franzi am
Kraterlandschaft
Im Parque Nacional Pali Aike wandern wir über das dunkle, scharfkantige Lavagestein. Die Sonne blickt knapp über den Horizont und hüllt die Landschaft in ein herrlich warmes Licht. Das rote Moos leuchtet und die Lavabrocken erinnern an Eisblumen, denn die Konturen werden vom Frost hervorgehoben.
Adiós Chile
Beim Grenzübertritt Monte Aymond reisen wir zum letzten Mal aus Chile aus. Man würde meinen das ganze Hin und Her zwischen Chile und Argentinien sei anstrengend - doch das trifft nicht zu. Innert Minuten sind wir wieder auf Argentinischem Boden und richten uns für die Nacht bei der wundervollen Laguna Azul ein.
Ratschlag
Man hat uns Geduld und Durchhaltewillen gewünscht, uns gesagt, dass kilometerlange Einöde auf uns wartet und wir die Strecke bis Buenos Aires einfach durchfahren sollen. Hat die Ostküste von Argentinien wirklich nichts zu bieten? Neugierig stöbern wir im Reiseführer und kurzerhand werden Küstensträsschen, Nationalparks und Städtchen auf der Landkarte mit gelbem Leuchtstift markiert. In Puerto San Julian verlassen wir die Ruta 3 erstmals um die nächsten dreissig Kilometer auf dem Circuito Costera zurückzulegen. Eine Sandpiste folgt der Atlantikküste Richtung Norden. Sogleich kommt Ferienstimmung auf - Grillstellen und niedliche Campingnischen liegen direkt am Meer. Wir beobachten Seelöwen mit dem Fernglas und sehen zu, wie winzige Babynandus und Zickzack schlagende Feldhasen davonjagen.
Zurück auf der Ruta 3 sieht man uns im Eiltempo am Strassenrand parken, aus dem Auto springen und zurücklaufen. Grund dafür ist ein junges Gürteltier welches Martin am Strassenrand erblickt hat. Ganz eingeschüchtert kullert sich das kleine Tier zusammen und schaut aus wie ein gepanzerter Igel oder - weniger charmant ausgedrückt - wie eine etwas zu gross geratene Kellerrassel.
Reisefreundschaft
Auf dem Schotterweg welcher zum Monumento Nacional y Reserva Natural Bosques Pertificados - einem versteinerten Wald - führt, lernen wir Vivi und Holger kennen. Die Freude ist gross, denn seit Wochen haben wir keine Overlander mehr gesehen. Schnell werden die Autos geparkt, Pasta und Tomatensauce gezückt und dem Spaghetti-Plausch steht nichts mehr im Wege.
Ein weiterer Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Etwas verkatert kommen wir beim versteinerten Wald an. Doch beim Anblick der bis zu 150 Millionen Jahre alten Baumstämme aus Stein legt sich die Müdigkeit augenblicklich. Einige Exemplare sind bis zu 30 Meter lang und die Struktur des Baumes, ja sogar die einzelnen Baumringe sind problemlos zu erkennen. Fast unvorstellbar, dass aus Holz Stein werden kann. Im kleinen Museum nebenan erklärt uns die Parkwärterin den Verwandlungsprozess. Geduldig wartet Sie unsere Diskussionen ab und beantwortet unsere Fragen.
Im Zweierkonvoi verlassen wir die Region. Vivi und Holger beklagen sich kurze Zeit später, dass man unser Auto schon gar nicht mehr von der Dreckpiste unterscheiden kann. Lachend begutachten wir Uyarak und dessen Millimeter dicke Schlammkruste. Kurz vor der Stadt Caleta Olivia verzieht sich unser fröhlicher Gesichtsausdruck in eine finstere Miene. Das Bild welches sich uns bietet ist so abstossend, dass uns der Atem stockt. Riesige Müllberge bedecken gut zwei Kilometer des südlichen Stadtrandes, der Gestank von verbranntem Müll ist kaum auszuhalten. Auch nach dem Ferienort La Unión muss man die Fenster geschlossen halten denn gleich bei der Tafel - No basura (kein Abfall) - türmen sich die Müllberge. Wenige Meter dahinter das Paradies für tausende Möven - denn da befinden sich die Fischabfälle. Kaum haben wir die Stadt hinter uns gelassen biegen wir erneut auf die einsamen Küstensträsschen ab. Wie aus einem Albtraum erwachen wir und finden uns in der unberührten, menschenleeren Natur wieder. Die Gegensätze könnten nicht grösser sein.
So schön kann nur Urlaub sein
In der kommenden Wochen lassen wir unsere Reise so richtig ausklingen - jawohl wir machen Urlaub.
Kilometerlange Sandstrände, einsame Buchten, wilde Klippen, tiefblaues Meerwasser und herrlichster Sonnenschein. Tagelang stehen wir an einer Klippe, am Strand unter uns liegen Seelöwen und in der Bucht können wir Wale beobachten. Bis spät in die Nacht hinein sitzen wir, Rotwein schlürfend, im warmen MAN Truck von Vivi und Holger. Wir backen, essen Fondue, Rösti und Älplermagronen und werden im Gegenzug mit leckerster Schwäbischer Küche verwöhnt. Als wir in Puerto Madryn ankommen befinden sich unzählige Wale im Golfo Nuevo. Sie strecken ihre Flossen in die Luft und springen aus dem Wasser - einfach wundervoll.
Klippenpapageie
Puerto Madryn verlassen wir frisch geduscht, vollgetankt und mit Lebensmittel ausgerüstet. Dem nördlichen Golfo San Matias folgen wir bis nach Balneario El Condor. Unweit des ältesten Leuchtturms Patagoniens stellen wir uns erneut ans Meer. Bei Ebbe spazieren wir dem Strand entlang und bestaunen die Sandsteinklippe welche tausenden Papageien ein Zuhause bietet. Als die Abenddämmerung einbricht kehren sie in Schwärmen, krächzend und flatternd zurück, um in ihren kleinen Höhlen Zuflucht vor der Dunkelheit zu finden.
Fotos
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
 |
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.