Geschrieben von martin am
Eingeklemmt zwischen der Küsten-Cordillera und den Anden bietet das Valle Central ein Mediterranes Klima und ist Chiles Weinanbaugebiet schlechthin. Die in allen Farben von gelb bis dunkelrot leuchtenden Reben und der allmorgentliche Nebel erinnern uns daran, dass hier der Herbst längst Einzug gehalten hat und der Winter bereits vor der Tür steht. Die Fahrt auf der Ruta 5 ist überraschend abwechslungsreich und hin und wieder findet auch die Sonne ihren Weg durch die geschlossene Wolkendecke. Wir kommen gut voran, besichtigen das eine oder andere Städtchen und machen eine kurze Rundfahrt durch die Weinberge. Am vierten Tag erreichen wir bereits Temuco und verlassen die Autobahn. Über schmale Strassen fahren wir Richtung Osten ins Seengebiet. Vor einer malerischen Kulisse mit schneebedeckten Vulkanen reiht sich hier See an See. Wie sich schnell herausstellt ist der Herbst genau die Richtige Jahreszeit für einen Besuch hier - die Berggipfel sind Schneebedeckt, die Laubwälder leuchten in allen Farben und die letzten Touristen sind längst nach Hause geflogen. Wir geniessen die Ruhe und die super Aussicht während wir langsam auf schmalen Strässchen weiter Richtung Süden fahren.
Bei Villarica finden wir am Mittwoch (11.5.) einen Übernachtungsplatz am See bei der Mündung vom Río Toltén. Regentropfen lassen uns bald ins trockene flüchten und während wir gemütlich ein Buch lesen, hören wir wie sich ein Auto nähert. Durchs Fenster sehen wir einen alten Toyota Pickup und wundern uns als er bereits zum dritten Mal an uns vorbei fährt. Kurze Zeit später stehen Genevieve und Mike aus Quebec an der Tür und fragen ob sie sich neben uns stellen dürfen. Klar doch - wir laden die beiden kurzerhand zum Abendessen ein uns so sitzen wir bald dicht gedrängt in unser kleinen Stube und ein lustiger Abend mit Pisco Sour viel Wein nimmt seinen Lauf.
Der bekannte Touristenort Pucón ist Mitte Mai ein eher verschlafenes Nest. Wir schlendern durch das kleine Städtchen, schauen uns den Park an, Fränzi findet natürlich ein paar Souvenirs und wir essen den besten Hamburger Südamerikas bei El Camino. Von den Thermen mit den schönen Naturpools gleich neben Pucón redet Fränzi schon seit Tagen und so fahren wir noch etwas weiter nach Westen. Wie sich herausstellt ist "gleich neben" doch 35 km und so dunkelt es bereits ein, als wir die Termas Los Pozones erreichen. Zum Glück stimmen aber die Angaben in unserem alten Reiseführer noch und die Therme ist wirklich bis Mitternacht geöffnet. Das heisse Bad ist herrlich bei dem kalten und feuchten Wetter und so bekomme ich Fränzi auch nach zwei Stunden kaum aus dem Wasser.
Wir wollen von Puerto Montt aus die Fähre direkt nach Puerto Natales nehmen - drei Tage "Kreuzfahrt" zwischen all den Inseln hindurch vor Chiles Küste. Leider funktioniert aber die Online-Buchung auf der Navimag-Webseite nicht und so müssen wir unbedingt noch vor Sonntag in Puerto Montt sein - die Fähre fährt schliesslich nur einmal pro Woche. Wir nehmen für die 200 km am Samstagmorgen wieder die Autobahn und sind so im Nu in der Stadt. Umsonst, wie sich bald herausstellt. Die nächste Fähre fährt erst im November erklärt uns die Dame bei Navimag - im Winter werden seit diesem Jahr keine Passagiere mehr mitgenommen. Auf die Webseite hat es diese kleine Änderung aber leider noch nicht geschafft, hier sind weiterhin die Preise und Abfahrtszeiten ersichtlich... Genervt verlassen wir das Büro und überlegen uns einen Plan B - von Quellón auf der Isla Grande de Chiloé nach Puerto Cisnes mit der Fähre und den Rest fahren. Schnell buchen wir bei Navier Austral die entsprechende Fähre und verlassen Puerto Montt kurz darauf.
Gut gelaunt fahren wir am Sonntagmorgen wieder auf die Autobahn mit dem Ziel Chiloé. An der ersten Mautstelle - hier ist es wie in Frankreich, alle paar Kilometer steht jemand und kassiert Geld - erklärt uns die Dame, dass der Fährbetrieb auf die Insel aufgrund eines Streiks eingestellt wurde. Erst nachdem wir gekehrt haben und wieder unterwegs sind zurück nach Puerto Montt, fällt uns auf, dass es ausser uns überhaupt keine Fahrzeuge auf der Autobahn hat. Am Mittag sind wir bereits wieder am Hafen und erkunden uns nach den Öffnungszeiten von Navier Austral - ab 19 Uhr. Pünktlich sind wir sechs Stunden später also wieder da, doch das Büro ist auch um viertel nach noch geschlossen. Ein Hafenarbeiter klärt uns auf - es ist erst 18:15 Uhr, Chile hat in der Nacht zuvor auf Winterzeit umgestellt. Wir warten also nochmals 45 Minuten und sind fast schon überrascht als um sieben Uhr wirklich jemand im Büro sitzt. Das Problem ist der Dame bereits bewusst und sie bietet sogleich an, uns auf eine andere Fähre umzubuchen. Eine Sonderfähre welche noch in der Nacht auf Montag ablegt - ohne Zusatzkosten direkt ab Puerto Montt. Perfekt!
Wir schnappen uns Uyarak und fahren direkt zum Ablegeterminal wo wir uns noch für ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Um Mitternacht beginnt dann das Verladen der Fahrzeuge und um drei Uhr in der Nacht legt die Fähre ab - wir schlafen dann bereits wieder friedlich in unserem Bett. Der Montag begrüsst uns mit schönstem Wetter und so geniessen wir eine herrliche Fahrt zwischen den Inseln hindurch. Wann wir in Puerto Cisnes ankommen weiss niemand so genau, denn diese Strecke wird so sonst nie gefahren. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir lernen die unterschiedlichsten Leute kennen - während die einen Material transportieren oder für die Arbeit da runter müssen sind andere auf dem Heimweg. Nach 30 Stunden sind wir dann plötzlich da - Puerto Cisnes, Patagonien!
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Kommentare
hedyundstephan antwortete am Permanenter Link
hoi Franziska und Martin
de geplatzte Reife sich jetzt au scho Gschicht und Südamerika sich au scho bald fertig...
no e ganz gueti und unfallfreie Reis und danke för die tolle Föteli und die immer no sehr spannende Reisebricht.
Fahred guet
En liebe Gruess
Stephan und Hedy
franzi antwortete am Permanenter Link
Hoi Stephan und Hedy
So schön vo eu z'ghöra! Jo langsam aber sicher goht üsers Reisli z'end. ;-) Mör freuad üs aber au scho riesig uf d'Familia und alli andera Zuhause gebliebenen. Momentan gnüssad mör aber no Patagonia in volla Züg und denn goht's au scho gli uf Feuerland überi wo üs denn d'Pingus erwartet!
Bis bald in da Schwiiz!
Ganz liebs Grüassli Fränzi und Martin