Geschrieben von martin am
Anhaltender Regen vertreibt uns aus dem Dschungel bei Palenque. Wir fahren daher nordwärts auf die für ihre schönen Sandstrände und Maya-Ruinenstädte bekannte Halbinsel Yucatan. Nach gut 300 km haben wir den Regen hinter uns gelassen und kommen kurz nach Sonnenuntergang auf dem Campingplatz in Campeche an. Doch wir stehen vor verschlossenen Toren, der Besitzer meint nur unfreundlich: "Geschlossen". Viele Ausweichmöglichkeiten haben wir nicht und so fahren wir weiter in die Stadt hinein zum einzigen anderen Campingplatz: New Samula Trailer Park. Die Besitzerin ist schon 95 jährig und nicht mehr in der Lage den Zeltplatz zu unterhalten, weshalb sie ihn nach über 50 Jahren geschlossen hat. Wir haben jedoch Glück und dürfen trotzdem da übernachten.
Frühmorgens verlassen wir Campeche dann bereits wieder und fahren nach Edzná, einer weniger bekannten archäologischen Stätte der Maya 40 km östlich der Stadt. Wir schlendern durch die verlassenen Ruinen und bestaunen die uralten Bauten. Doch die omnipräsenten Leguane stehlen den Ruinen bald die Show. Prächtige, bis zu einem Meter lange Exemplare liegen auf den warmen Steinen in der Sonne und fressen genüsslich das sattgrüne Gras.
Auf dem Weg nach Izamal wollen wir noch eine weitere Ruinenstadt besuchen und so lotst mich Fränzi auf schmalen Strassen quer durch den Dschungel. Doch kaum angekommen gibt es eine Überraschung: bei Lol Tun handelt es sich um ein Höhlensystem, in dem sich die Maya vor den Spaniern versteckt hatten und nicht um eine Ruinenstadt. Auch gut, denken wir uns und kaufen uns zwei Eintritte. Doch kaum stehen wir im Höhleneingang erklärt man uns, dass eine Besichtigung nur in einer Führung möglich sei und der Guide separat zu bezahlen ist - das riecht schwer nach Beschiss und verdirbt uns den Besuch der Höhle gehörig. Immerhin spricht der Guide ziemlich gut englisch, so dass wir unserem Ärger Luft machen können. Nach nicht mal einer Stunde sind wir zurück beim Parkplatz und fahren weiter nach Norden. Wir kommen gut voran und sind bald in Izamal.
Auf dem Campingplatz bei der Hacienda Santo Domingo werden wir gleich von vier Overlandern begrüsst. Mit Fabienne und Christian, auch zwei St. Galler, haben wir schon länger Kontakt per E-Mail und freuen uns umso mehr, sie endlich persönlich kennen zu lernen. Gemeinsam mit Paula und Constantin, verbringen wir einen lustigen Abend zu sechst. Während die vier am nächsten Morgen wieder aufbrechen, verbringen wir einen gemütlichen Tag in der gelben Stadt. Wir schlendern durch die Gassen, besteigen die alte Pyramide und staunen über die vielen Leute auf dem Dorfplatz. Wie wir später erfahren, gibt es gratis Fernseher für alle über sechzig, da Mexiko die analogen TV-Kanäle abschaltet.
Chichen Itzá ist die mit abstand berühmteste archäologische Stätte der Maya und dementsprechend auch gut besucht. Um dem Touristenansturm etwas zu entgehen, fahren wir früh los, so dass wir pünktlich zur Türöffnung da sind. Ausgerüstet mit Kamera, Sonnenhut und viel Sonnencrème erkunden wir die 15 km2 grosse Anlage, von der aber nur ein kleiner Teil für Besucher offen steht. Dennoch gibt es viel zu sehen und so wandern wir fünf Stunden durch die Ruinenanlage. Gegen Mittag hat es uns dann aber zu viele Leute und so fahren wir weiter nach Valladolid wo es auf dem Campingplatz Suytun gleich zwei Cenotes hat. Wir schwimmen im angenehm kühlen Wasser und geniessen die Ruhe in der Höhle.
Auch am nächsten Morgen steht als erstes wieder Baden auf dem Programm - wir besuchen die beiden Cenotes Xquequen und Samula. Dazu müssen wir zwar nochmals ein paar Kilometer zurück fahren, doch der Umweg lohnt sich. Das Bad in der Xquequen Cenote ist traumhaft. Erfrischt vom kühlen Nass geht es weiter. Auf dem Weg an die Karibikküste kommen wir an einer weiteren Ruinenstadt vorbei: Cobá. Die alte Zerimonialstätte ist sehr weitläufig und so spazieren gute zwei Kilometer bis wir die 42 m hohe Nohoch Mul-Pyramide erreichen. Oben auf der Pyramide hat man einen wunderbaren Blick über den dichten Dschungel.
50 km später erreichen wir das Karibische Meer bei Tulum. Wir quartieren uns in einem Hotel mitten in der Stadt ein, denn am Abend treffen wir Melanie und Yann zum Abendessen. Die beiden sind aus Lyon und mit dem Rucksack und Bus in Mexiko unterwegs. Wir haben sie in Oaxaca kennen gelernt und freuen uns, dass sich unsere Wege nochmals kreuzen. Gemeinsam schlendern wir durch die Stadt und suchen uns ein gemütliches Restaurant. Ein lustiger Abend nimmt seinen Lauf und irgendwann merken wir, dass es eigentlich bereits eine Stunde später ist als unsere Uhren anzeigen. Lustigerweise hat Quintana Roo im Februar dieses Jahres in eine eigene Zeitzone gewechselt, was wir natürlich nicht mitbekommen haben. So kommen wir halt etwas später ins Bett.
Um halb Acht sind wir am Samstagmorgen (28. November) aber bereits wieder auf der Suche nach einem Colectivo und fahren zur Archeologischen Zone. Vor dem Eingang treffen wir zu unserer Überraschung Fabienne, Christian, Paula und Constantin. Auch sie wollen die Ruinen möglichst vor allen Touristen sehen und so erkunden wir die einzigen direkt am Meer stehenden Ruinen gemeinsam. Die Anlage gefällt uns ausserordentlich gut, da sie jedoch nicht sehr gross ist sind wir bald durch und beschliessen den restlichen Tag am Strand zu verbringen. Beim Baden und Volleyball spielen vergeht die Zeit wie im Flug.
Im Konvoi geht es am nächsten Morgen unserem letzten Ziel in Mexiko entgegen: Laguna Bacalar. Auch hier gibt es ein Wiedersehen, Taisa und Ernesto erwarten uns bereits. Die Lagune ist traumhaft, das Wasser glasklar und wir sind die Einzigen auf dem Zeltplatz - perfekt. Wir mieten uns Kayaks und unternehmen eine ausgedehnte Tour auf der Lagune - aus den geplanten zwei Stunden werden doch plötzlich dreieinhalb.
Nach 65 wunderbaren Tagen in Mexiko nähern wir uns am ersten Dezember der Grenze zu Belize - das nächste Abenteuer wartet auf uns.
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