Geschrieben von franzi am
Eine nasse Angelegenheit
Kurz nach Guerrero Negro muss das schöne Himmelsblau einer gigantischen schwarzen Gewitterwolke weichen. So etwas haben wir noch nie gesehen. Wir sind unterwegs von Guerrero Negro nach San Ignacio und die Gewitterfront liegt genau dazwischen. Da heisst es wohl "Augen zu und durch". Starker Regen und heftiger Hagel wechseln sich ab. Während Martin um die Solarzellen bangt habe ich das Gefühl, dass die Windschutzscheibe gleich nachgibt. Wasser prasselt mir auf die Füsse - kein Landy ist wirklich dicht. Kurzerhand überholt uns Daniel und sorgt mit seinen riesigen Zusatzlampen dafür, dass uns der Gegenverkehr nicht übersieht. Fünf Minuten später befinden wir uns wieder unter strahlend blauem Himmel und sind heilfroh, dass unserem Dicken nichts passiert ist. Am selben Abend erreichen wir San Ignacio. Wir schauen auf das Städtchen hinab welches inmitten tausender Dattelpalmen liegt. Eine richtige Oase in der grünen Kakteenlandschaft. Am kommenden Morgen besuchen wir die von den Jesuiten gegründete Misión San Ignacio de Kadakaamán. Ein beeindruckender Anblick, denn die Kirche wurde aus 1.2 m dicken Mauern aus Lavagestein gebaut.
Durch Vulkangebiet führt uns die MEX 1 weiter nach Osten bis an den Golf von Kalifornien. In Santa Rosalía parkieren wir am Strassenrand und Daniel organisiert einen Polizisten der auf unsere Fahrzeuge aufpasst. Trotzdem wird unsere neue Anschaffung - das Lenkradschloss - montiert und die Alarmanlage eingeschaltet. Das bekannteste Bauwerk de Stadt ist die nahezu komplett aus Stahl gebaute Kirche Santa Bárbara. Sie wurde 1884 von Gustave Eiffel, als Prototyp für Missionskirchen in französischen Kolonien entworfen, auf der Weltausstellung in Paris 1889 ausgestellt und prämiert. Sie sollte in Einzelteile zerlegt und anschliessend nach Afrika gebracht werden. Schlussendlich wurde sie aber auf der Baja California wieder zusammengebaut. Den letzten gemeinsamen Abend mit Daniel und Harry verbringen wir auf einem Campingplatz in Mulegé wo wir feststellen, dass auch das Reiseleben nicht nur Schönes mit sich bringt. Heiss-schwüle Temperaturen sowie eine ganze Mückenarmee, machen uns das Leben schwer. Im Eiltempo flüchten wir unter das Mückennetz, bevor es den vielen Tierchen gelingt uns als Abendessen zu verzehren.
Und, neidisch?
Die weiteren Tage verbringen wir dann so zu sagen im Paradies. Dieses befindet sich ca. 15 km südlich von Mulegé an der Bahía Concepción. In einer kleinen Bucht kampieren wir direkt am Strand unter den Dattelpalmen und warten umgeben von Palapas und babyblauem Meerwasser auf unsere Freunde aus Zürich. Doch vorerst kriegen wir anderen unerwarteten Besuch. Am kommenden Morgen entdecken wir eine etwa 1000-köpfige Ameisenkolonie im und aussen am Auto. Über das Markisengestänge hoch, durch ein kleines Loch hinein ins Zuhause von Fränzi und Martin, dann über den Kleiderschrank, den Kühlschrank bis zu den leeren Coladosen, welche wir am Vorabend im Abwaschbecken abgestellt haben. Ach, wie schön!? ;-) Die Wiedersehensfreude mit Ivana und Mike ist gross! Wir haben uns seit dem letzten Treffen im Yellowstone Nationalpark viel zu berichten. Schnell stellen wir fest, dass dieser Strand uns noch weitere Vorteile bietet. Zum Beispiel können wir am frühen Morgen die Rückenflosse eines Walhais beobachten, ohne Vorbestellung wird Pizza geliefert und wir sind umgeben von lieben Nachbarn wie Gerry und Don. Als wir uns endlich losreissen können, bleiben wir gut 100 km südlich - in Loreto - erneut hängen. Loreto bietet auf den ersten Blick nicht viel, ausser guten Einkaufsmöglichkeiten. Beim genaueren Betrachten jedoch, sehen wir darin ein süsses kleines Städtchen mit einem tollen Stadtkern, schön zurecht geschnittenen Baumalleen, einer hübschen und gut erhaltenen Kirche sowie einem fantastischen kleinen Restaurant - genannt Orlando's. Vier Tage später brechen wir erneut auf und fahren in Kolonne nach Ciudad Constitución. Diese Strecke gefällt uns besonders gut. Die Strasse führt vorerst dem Golf von Kalifornien entlang und bietet unglaubliche Ausblicke auf die Bahía Salinas. Anschliessend schlängelt sie sich ins Landesinnere und hinauf in die Berge. Umgeben von grossen Kakteen, Dattelpalmen, pink und gelb blühenden Büschen sind die Felsen der Berge gar nicht mehr sichtbar. Umso weiter südlich man fährt umso schöner und eindrucksvoller zeigt sich uns die Baja California.
Fehlende Spanischkenntnisse
Auf dem Campingplatz in Ciudad Constitución angekommen, möchte ich das kürzlich gekaufte Körper-Peeling testen. Als ich mir die Crème im Gesicht verteile bemerke ich sofort, dass kein Peeling-Effekt vorhanden ist. Just in diesem Augenblick erinnere ich mich auch, in welchem Regal die Crème zu finden war. Erschrocken schaue ich nochmals auf die Tube. Das Symbol "5 Minuten einwirken lassen" bestätigt sogleich meine Befürchtung. Mist - ich hab mir gerade eine Haarentfernungscrème ins Gesicht gerieben. :-O
Tage später muss ich noch über mich selber lachen. Meine Spanischkenntnisse lassen wohl noch zu wünschen übrig.
Neues ausprobieren
Wenige Tage später befinden wir uns in La Paz, der Hauptstadt von Baja California Sur. Die Autos sicher auf dem Zeltplatz abgestellt, fahren wir mit dem lokalen Bus in die Stadt hinein. 10 Pesos kostet eine Fahrt, das sind gerade mal 60 Rappen. Die Bustüre bleibt während der Fahrt offen, die Fensterscheiben sind total zersprungen - dennoch kein Vergleich zum nepalesischen Buserlebnis im 2009. Anschliessend schlendern wir durch den Stadtkern und gönnen uns erneut ein richtig feines Mexikanisches Mittagessen. Waghalsig bestellt Ivana einen vom Kellner empfohlenen Drink - Bier, MAGGIE, Tomatensaft und Tobasco - das Resultat kann sich zwar sehen, aber nicht trinken lassen. Es schmeckt so abstossend, dass wir mit Coca Cola nachspülen müssen! ;-) Da bleibe ich doch lieber beim Margarita. Diesen Tag lassen wir dann noch im Barber Shop ausklingen, wo unsere zwei Männer einen neuen Haarschnitt sowie eine Rasur bekommen. Wir erklären dem Chef, dass er bitte Martins Bart nur ein wenig zurecht schneiden soll. Schlussendlich verlässt Martin dann aber den Barber Shop trotzdem mit einem typisch mexikanischen Bart - Ach, was haben wir gelacht. :-) Am Abend lernen wir Taisa und Ernesto (www.overlandtheamericas.com) kennen, welche ebenfalls auf der Panamericana Richtung Süden unterwegs sind. Erneut verbringen wir gemütliche Abendstunden in einer lustigen Truppe und freuen uns bereits auf das Highlight welches der morgige Tag mit sich bringen wird.
Wir konnten einfach nicht widerstehen - den Whale Sharks. Auf Kommando des Guides springen wir zu viert, mit Flossen und Schnorchel ausgerüstet, ins Wasser. Ein unglaubliches Erlebnis, denn wir können den 10 Meter langen Walhai aus gerade mal einem Meter Entfernung beim Fressen beobachten. Für den Menschen sind die Walhaie jedoch keine Bedrohung, sie ernähren sich ausschliesslich von Plankton und anderen Kleinstlebewesen, die sie aus dem Wasser filtern.
Fähre aufs Festland "buchen"
Am Mittwoch 21. Oktober Nachmittags besuchen wir den Ferry Terminal in La Paz um die Fähre für den nächsten Montag zu buchen. Erneut treffen wir auf Taisa und Ernesto, welche bereits heute mit der Fähre nach Mazatlán fahren. Als wir die Türe zum TMC Office öffnen, befinden sich bereits zwanzig total eingepferchte Lastwagenfahrer darin, welche auf ihre Papiere für die Überfahrt warten. So beschliessen wir abzuwarten bis die Fähre abgelegt hat und sich das Gewusel gelegt hat. Eine Reservation für Montag kann man die Sache dann aber nicht nennen - wir können unseren Namen auf eine Liste schreiben - that's it. Ob sie uns am Montag dann wirklich mitfahren lassen hängt wohl davon ab, wie viele Trucks verschifft werden müssen. Wir werden sehen...
Planänderung
Die letzten drei Tage auf der Baja California wollen wir ganz im Süden verbringen - genau genommen in der Umbebung von Los Barilles. Bereits nach wenigen Kilometern auf der Offroad Piste bemerkt Mike, dass bei seinem Toyota die Aufhängung des hinteren Stossdämpfers gebrochen ist. Da gibt's nur eine Lösung - zurück nach La Paz fahren um eine Schweisserei aufzusuchen. Was wir an Mexiko lieben? - Keine Stunde vergeht und die gebrochene Stelle ist fein säuberlich geschweisst. Die Kosten belaufen sich auf 500 Pesos, das sind gerade mal 30 Franken. Viva Mexiko!
Wir planen um und beschliessen bereits am Freitag zu verschiffen. Doch da kommt uns der Hurrican Patricia in die Quere. Dieser soll gemäss dem Hurrikanzentrum in Miami am Freitag 23. Oktober 2015 zwischen Manzanillo und Puerto Vallarta mit Windspitzen bis zu 325 Stundenkilometern auf Land treffen. Da bleiben wir doch lieber über das Wochenende auf der Baja und hoffen, dass sich die Bevölkerung von Mexiko in Sicherheit bringen kann. Spontan entscheiden wir uns für einen zweiten Versuch nach Los Barilles zu fahren - dieses Mal auf der geteerten Strasse. Hier verbringen wir die letzten Tage zusammen mit Ivana und Mike bevor sich unsere Wege nach vierzehn gemeinsamen Reisetagen trennen. In Los Barilles auf dem Campingplatz pflückt Mike die Kokosnüsse von der Palme, welche wir Frauen anschliessend mit gekonnten Griffen und einer riesen "Gaudi" im roten Thai Curry verwerten. Das letzte gemeinsame Ausflugsziel ist dann der Besuch beim Cascada Sol de Mayo, einem wunderschönen Wasserfall mit Naturpool, der inmitten der grünen Berglandschaft der Baja zu finden ist.
Montag 26. Oktober 2015 - Die Tickets für die TMC Ferry müssen wir uns dann trotz "Reservation" noch so richtig hart erkämpfen. Mehr als drei Stunden warten wir zusammen mit fünfzehn ebenfalls STARK schwitzenden Lastwagenfahrern im 4x4 Meter grossen Büro. Ja, manchmal beschränkt sich für uns das Wort "Luxus" auch nur auf eine frische Windbrise, welche uns Stunden später auf der Fähre Richtung Mazatlán entgegen weht. ;-)
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Kommentare
Pablo Faccinetto antwortete am Permanenter Link
Hallo
Bin auf eure Webseite gestossen und die Dachbox entdeckt. Kannst du mir mitteilen von wo du die gekauft hast oder von welcher Firma die stammt?
Gruss Pablo