Geschrieben von martin am
Da wir uns in Amherst eine Übernachtung im Motel gegönnt haben, fahren wir am Samstagmorgen (11. April) ausgeschlafen, frisch geduscht und mit vollen Bäuchen Richtung Norden. Das erste Ziel ist eine Ausgrabungsstätte bei Sackville, gleich hinter der Grenze zu New Brunswick. Wie so vieles ist auch diese leider geschlossen, irgendwie hatte wohl niemand Lust zum Schneeschaufeln, wir auch nicht. Ob wir, wie viele andere von denen wir gelesen haben, auch mehr oder weniger durchfahren werden durch New Brunswick fragen wir uns, denn so viele Sehenswürdigkeiten soll es in dieser Provinz ja nicht geben und wenn die dann auch noch unter einem Meter Schnee vergraben sind... Wir bleiben noch zuversichtlich und fahren weiter Richtung Moncton.
Nachdem wir da eingekauft haben und Fränzi ihren Kaffee im Tim Hortons getrunken hat, ist es Zeit für mich endlich die hinteren Bremsbeläge zu überprüfen. Am Strand von Parrsboro hat nämlich die Bremskontrolleuchte geflackert, als wir die holperige Strasse zum Strand runter gefahren sind. Da ich den Stand der Bremsflüssigkeit im Reservebehälter bereits überprüft hatte und später beim Radwechsel gesehen habe, dass die vorderen Beläge noch tip-top sind, können es nur noch die hinteren Beläge sein, oder evtl. noch die Handbremse. Auf einem fast leeren Parkplatz nehme ich das linke Hinterrad weg und überprüfe die Beläge. Leider sind der innere und der äussere Belag ungleich stark abgenutzt, aber auch beim stärker abgenutzten sind noch mehr als 5 mm drauf. Wir können also noch fahren, müssen aber neue Beläge bestellen.
Weiter geht die Fahrt nach Osten bis an die Küste. Auf kleinen Landstrassen folgend wir der Akadierküste nach Norden. Viele der Buchten sind noch zugefroren und an Land liegt auch hier noch sehr viel Schnee, doch die Sonne scheint und mit etwas Fantasie fühlt es sich schon beinahe wie Frühling an. Die Wanderung durch La dune de Bouctouche und der Besuch im rekonstruierten Akadierdorf Le Pays de la Sagouine fallen ebenfalls dem vielen Schnee zum Opfer und wir fahren an diesem Tag durch bis Richibougdu wo wir auf dem Parkplatz des Visitor-Centers einen schneefreien Platz für Uyarak finden.
Am frühen Sonntagmorgen treffen wir im Kouchibouguac National Parc ein. Das Besucherzentrum hat wie erwartet geschlossen, doch es gibt eine gute Übersicht mit allen Wanderwegen und so geht es gleich weiter zum Ausgangspunkt der Rundwanderung Claire-Fontaine. Da auf dem Parkplatz noch ein guter Meter Schnee liegt, parkieren wir direkt an der Strasse und ziehen unsere Schneeschuhe an. Der Weg ist zum Glück relativ gut markiert, denn es sind keine Spuren im Schnee zu erkennen, wir sind die ersten seit längerer Zeit die hier durch kommen. An der Ranking Brook Bucht entdecken wir plötzlich Spuren im Schnee. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie wenn jemand ohne Schneeschuhe quer durch den Wald gegangen wäre. Doch bei genauerem Betrachten ist zur Erkennen, dass es Spuren von einem Schwarzbären sind und dass es nicht längliche Abdrücke sind, sondern zwei runde ganz nahe beieinander. Sowohl unser Weg, als auch die Bärenspur folgt dem Ufer entlang. Während Fränzi immer wieder über die Schulter zurück blickt, suche ich nach einer guten Stelle um die zugefrohrene Flussmündung zu fotografieren. Nach rund drei Kilometer, geht der Weg über einen Holzsteg, auf welchem natürlich ebenfalls noch Schnee liegt, zwar nicht ganz so viel wie rundherum, aber er reicht noch bis zum Geländer. Ich gehe voraus und stütze mich mit den Stöcken auf dem Holzgeländer ab. Nach ein paar Metern kommt es aber wie es kommen muss, der knapp 40 cm breite Schneedamm bricht unter meinen Schneeschuhen weg, ich lande auf dem Hintern und mein Wanderstock knickt dabei ab. Den Rest des Steges gehen wir dann mehr oder weniger auf allen vieren, so dass wir uns mit den Händen auf dem Geländer abstützen können. Am Nachmittag fahren wir noch nach Miramichi und dann weiter der Küste entlang. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fahren wir auf Hay Island, welche mit einem Damm und einer Brücke mit dem Festland verbunden ist. Sowohl auf dem Damm als auch auf der Brücke liegt jedoch noch sehr viel Schnee und es hat erst wenige, dafür sehr tiefe Spuren. Langsam hangeln wir uns durch die Schneemassen bis zur Insel, doch hier ist entgültig fertig, zu viel Schnee. Wir müssen umkehren und fahren noch etwas weiter der Küste entlang bis Tracadie wo wir direkt am Meer ein Plätzchen finden.
Auch am Montag folgen wir wieder der Küste und besuchen den ältesten aus Holz errichteten Leuchtturm von Nordamerika auf der Île Miscou. Weiter nördlich bei Petite-Rocher entdeckt Fränzi ein gemütliches Plätzchen zum Übernachten, doch wie sich später herausstellt, stehen wir neben einer Privat-Strasse und damit quasi im Vorgarten von jemandem. Doch Christian (so heisst der Besitzer) meint wir dürfen bleiben und so plaudern wir noch eine Weile und er zeigt uns seinen dreiachsigen Wohnwagen mit Garage welcher er verkaufen will, da er sich einen grösseren gekauft hat. In Kanada ist eifach alles eine Nummer grösser als in Europa...
Unser letzter Tag in New Brunswick beginnt mit einem kleinen Schock, wir haben fast keinen Diesel mehr. Am Vorabend war der Tank noch 1/4 voll, doch wir haben den ganzen Abend lang geheizt und auch am Morgen haben wir bei gemütlichen 22°C gefrühstückt. Jetzt steht der Zeiger schon seeehr nahe bei leer und wir hoffen auf eine Tankstelle in der Nähe. Wo sich gestern Dorf an Dorf gereiht hat, hat es heute plötzlich keine mehr. Nach knapp 30 km haben wir aber Glück und können volltanken. Für C$ 1.16 pro Liter ist es zwar die teuerste Tankfüllung bisher, aber das stört uns wenig. Nach drei Tagen ohne Dusche gönnen wir uns in Campbellton, an der Grenze zu Quebec wiedermal ein Zimmer mit heisser Dusche.
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.
Kommentare
Reisefriedli antwortete am Permanenter Link
Liebe Fränzi, lieber Martin,
Wir sind über die Panamericanainfo.com auf eure Webseite gestossen, und haben gesehen dass ihr uns etwas voraus seid. Wir sind seid 11.April in Halifax und warten auf unseren "Friedli" welcher wegen dem Schneesturm mit etwas Verspätung am 20.April eintreffen sollte. So haben wir nun Zeit uns auf das Abenteuer Panamerican einzustimmen.
Wünschen Euch weiterhin viel Spass am Reisen und sind gespannt ob wir uns mal irgendwo treffen.
Liebi Grüessli us Halifax
Betty & Beat noch ohne Friedli
www.reisefriedli.ch
martin antwortete am Permanenter Link
Hallo Betty und Beat
Vielen Dank für eure Nachricht. Wir haben uns eben eure Webseite angesehen, ihr seid ja schon eine ganze Weile unterwegs. Wie sehen eure Pläne für Kanada aus? Wir sind zur Zeit auf der Gaspésie Halbinsel unterwegs. Hier hat es übrigens viel weniger Schnee als in NS oder NB. ;-) Wir wünschen euch viel Spass hier in Kanada und hoffen, dass ihr euren Toyota schnell zurück bekommt. Zoll und Hafen war bei uns völlig unproblematisch und schnell (1 min Papiere stempeln, 20 min Smalltalk). ;-)
Sonnige Grüsse
Martin & Fränzi