Geschrieben von martin am
Noch ein letzter Grenzübergang in Mittelamerika. Die Ausreise ist schnell erledigt und so rollen wir ein paar Meter weiter nach Panama. Das Einreiseprozedere zieht sich wiedereinmal in die Länge und wie gewohnt bekommen wir erst im zweiten Anlauf fehlerfreie Papiere. Nach gut zwei Stunden können wir endlich aufbrechen. Schnell sind wir in David - der ersten grösseren Stadt in Panama - und füllen noch ein letztes Mal unseren Kühlschrank. Weiter geht es auf der Carrera Panamericana nach Osten. Fleissig wird hier gebaut, die bisherigen zwei Spuren werden auf vier erweitert, doch die Baustelle nimmt und nimmt kein Ende. 10, 20, 30, 50, 100 Kilometer und immer noch Baustelle - wir können es kaum glauben. Erst als wir am Folgetag in Santiago ankommen ist die Baustelle fertig - nach sage und schreibe 200 km!
Da wir die Fahrzeuge in Colon nicht selber in den Container verladen dürfen, müssen wir noch ein paar Vorkehrungen treffen. Wir steuern einen grossen Baumarkt an und kaufen ein: Riegel, Bretter und Schrauben. Auf dem Campingplatz in Santa Clara beginnt dann das grosse Umbauen. Vier Fahrzeuge müssen einbruchsicher gemacht werden. Es wird gesägt, gebohrt und geschraubt. Nebenbei gilt es noch Wäsche zu waschen und Hotels und Flüge zu buchen.
Erst am frühen Nachmittag nehmen wir am Sonntag die letzte Etappe nach Panama City unter die Räder. Der Verkehr wird schnell dichter und das Fluchen lauter - Panamaer sind die mit Abstand schlechtesten und rücksichtslosesten Autofahrer Mittelamerikas. Irgendwie schaffen wir es doch ohne Beule in die Stadt und steuern einen Parkplatz in der Nähe des Yacht-Hafens an. Ein beliebter Overlander-Stellplatz wie sich herausstellt. Reisefahrzeuge aus den USA, Italien, Frankreich, Argentienien, etc. stehen auf dem Parkplatz - ein regelrechtes Overlander-Treffen.
Bevor wir zum Hafen dürfen, müssen wir polizeilich prüfen lassen, ob unsere Autos gestohlen sind oder sonst irgendwie in ein Verbrechen verwickelt waren. Wir müssen dazu am Montagmorgen zur Motorfahrzeugkontrollstelle mitten in der Stadt. Während die Panamaer auf eine Strassenzulassung für ihr Auto hoffen, wird bei uns nur die VIN und Motornummer notiert und wir müssen natürlich einen Stapel Kopien abgeben. Um zwei Uhr können wir das gewünschte Papier bei der Polizei abholen, versichert man uns. Wir verbringen also ein paar Stunden in einem klimatisierten Einkaufszentrum und erscheinen dann pünktlich bei der Policía Nacional. Aber selbstverständlich sind wir noch in Mittelamerika und so ist wieder warten angesagt. Nach fast zwei Stunden taucht dann jemand mit den ersten Papieren auf, teilt mir aber mit, dass sie unsere Papiere verloren hätten. Die Aufforderung doch morgen nochmals zu kommen für eine zweite Inspektion lehne ich mit einigem Gefluche ab und verlange, dass das Ganze heute noch erledigt wird. Ich renne also zurück zur Kontrollstelle und erkläre dem Beamten da die Situation. Dieser ärgert sich über die Situation etwa gleich wie ich, flucht über die Unfähigkeit der Polizei und stellt mir neue Papiere aus. Zurück bei der Polizei heisst es dann wieder warten, während die Uhr unaufhaltsam Richtung Feierabend wandert. Doch dann taucht doch noch jemand mit unseren Papieren auf - leider ist mehr als die Hälfte davon fehlerhaft. Also wieder warten. Irgendwann schafft der Beamte es dann doch noch und wir haben alle den gewünschten Zettel. Bei Feierabendverkehr kämpfen wir uns aus der Stadt und fahren Richtung Colon.
Am Dienstag haben wir "frei" - wir fahren zu den Gatún-Schleusen. Mitten durch die Baustelle der neuen Schleusen geht es zum Besucherparkplatz. Von der Zuschauertribüne aus beobachten wir wie ein riesiges Frachtschiff in die Schleusen einfährt. Sechs Elektrolokomotiven halten den Koloss in der Fahrspur, rechts und links bleiben nur je 60 cm bis zur Schleusenwand. Kaum sind die Tore geschlossen, fliessen 26 Millionen Liter Wasser von einer Kammer in die nächste und senken das Schiff innert Minuten um knapp 9 m ab. In drei Schritten werden so die 26.5 m Höhenunterschied zwischen dem Gatún-See und dem Atlantik überwunden. Wir sind schwer beeindruckt von den Dimensionen der Schiffe, aber auch vom Preis für so eine Fahrt durch den Panamakanal. Mehrere Hunderttausend Dollar kostet die Verwendung des Kanals abhängig vom Lade- bzw. Nutzungsvolumen des Schiffes. Etwas widerwillig verlassen wir nach Stunden die Anlage und Fahren zurück zum Campingplatz. Bevor es dunkel wird, müssen wir noch die letzten Vorbereitungen treffen und den Rucksack packen.
Früh sind wir am nächsten Morgen wieder auf und versiegeln die Fahrzeuge. Während unsere Damen mit dem Taxi nach Panama-City fahren, geht es für uns Herren zum Hafen in Colon. Ein regelrechter Papierkrieg beginnt. Mit stapelweise Kopien laufen und fahren wir von einer Stelle zur nächsten. Gegen Mittag haben wir es dann fast geschafft - alle Papiere sind erledigt, wir müssen nur noch die Fahrzeuge abgeben. Eine Kleinigkeit? Leider nicht ganz. Erst schnüffelt ein Hund nach Drogen, dann wird ein Schadensraport vom Fahrzeug erstellt und es werden unendlich viele Fotos gemacht. Das Wetter macht uns die Sache auch nicht angenehmer, denn es schüttet wie aus Eimern. Als die Fahrzeuge dann endlich weggefahren werden sind wir bis auf die Knochen nass. Müde, aber froh das es geschafft ist fahren auch wir mit dem Taxi zurück nach Panama-City. Mit 140 km/h donnert der Taxifahrer über die Autobahn - der Blick ist dabei konstant aufs Mobiltelefon gerichtet - Nachrichten schreiben, Videos schauen, alles kein Problem. Als uns dann aber auf der Überholspur ein Auto rückwärts entgegenkommt, wird's eng. Der Taxifahrer ist immer noch abgelenkt so brüllen wir ihn im Chor an. In letzter Sekunde reisst er noch das Steuerrad herum - zum Glück ist niemand rechts von uns. Da er nicht weiss wo unser Hostel ist, muss er nach dem Weg fragen - das ist auf einer vierspurigen Autobahn normalerweise etwas schwierig. Aber nicht in Panama, der Taxifahrer bremst kurzerhand ein Polizeiauto aus und fragt nach dem Weg. Unsere Hoffnung, dass sie ihm den Führerschein abnehmen wird leider nicht erfüllt und so setzen wir die Fahrt fort. Zum Glück ist es nicht mehr weit und so können wir bald aussteigen und den Rest noch zu Fuss gehen.
Der Donnerstag ist für Panama-City reserviert. Mit der Metro fahren wir zum Plaza 5 De Mayo und laufen von da auf den Hausberg Cerro Ancón. Vom knapp 200 m hohen Hügel hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt, den Hafen und die Bridge of the Americas. Ausserdem können wir Tukane und Papageien beobachten und sehen auch ein Faultier hoch oben in einem Baum. Zu sechst quetschen wir uns anschliessend in ein kleines Taxi und lassen uns in die Altstadt fahren.
Während wir durch die schmalen Gassen schlendern und die alten Kolonialbauten bewundern, donnert der Verkehr vierspurig über das 2014 neu eröffnete Strassenviadukt Cinta Costera 3. Die nicht unumstrittene Umfahrungsstrasse führt über eine grosse Brücke im Bogen übers Meer um die Altstadt herum.
Vom kleinen Flughafen Panama Pacifico aus fliegen wir am Freitagmorgen nach Bogota. Neuer Kontinent, neue Abenteuer - Südamerika wir kommen!
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