Geschrieben von martin am
Nach vier Tagen in der Grossstadt freuen wir uns auf etwas Ruhe und wollen schnellstmöglich raus aufs Land. Doch wir sind in Bogotá und da geht nichts schnell, zumindest nicht wenn man im Auto sitzt. Zwei Stunden lang quälen wir uns langsam raus aus der Stadt und beginnen den Abstieg ins Tal - von 2600 m geht es runter auf 250 m. Rasant steigt die Aussentemperatur und wir sind froh um die Lüftungsklappen unter der Windschutzscheibe. Während die Sonne auf die Solarpanels brennt, rauschen wir quer durch das Tal und überqueren für einmal mehr den Río Magdalena.
Langsam gewinnen wir wieder an Höhe, als wir uns Ibague nähern und so wird auch bald die Strasse wieder kurviger. Schwere Lastwagen schleichen im Schritttempo den Berg hoch und ziehen eine schwarze Russwolke hinter sich her. Während die Kolumbianer furchtlos in jedem noch so kurvigen Abschnitt ohne zögern Überholen, gedulden wir uns lieber einmal etwas länger und warten bis wir etwas sehen.
Bei Cajamarca verlassen wir die Ruta 40 und biegen auf einen schmalen Kiesweg ab. Hoch über dem Städtchen verbringen wir die Nacht auf einem kleinen Parkplatz. Durch ein schmales Tal fahren wir am nächsten Morgen weiter in den steilen Hängen Richtung Norden. Wir überqueren den Río Coello und finden mitten im Nirgendwo die kleine Ortschaft Toche. Ab hier wird es nochmals etwas schmaler und steiler, einzig ein paar Motorrad-Spuren zeugen davon, dass der Weg hin und wieder benutzt wird. Das Tal ist dicht bewaldet und immer öfters sehen wir die riesigen Palmen, für welche die Gegend bekannt ist. Wir fahren über einen namenlosen Pass (3200 m) und verlassen unbemerkt das Departamento del Tolima. Dichte Wolken versperren uns die Sicht ins Valle del Cocora beim Abstieg nach Salento. Dafür werden wir beim Serrana Hostel mit einer super Aussicht belohnt. Doch es gibt auch was zu tun in Salento, wir nehmen Spanisch-Unterricht bei Marcia. Während drei Tagen paukt sie mit uns Wörter, hilft uns beim Konjugieren und erklärt uns wie man im Spanischen die Vergangenheitsform bildet. Aber natürlich sind wir nicht von Morgens bis Abends mit Spanischlernen beschäftigt und so bleibt genügend Zeit um die Gegend zu erkunden. Mit Eva, Karin und Markus besuchen wir die Kaffee-Finca Don Elias. Ein junger Guide erklärt uns wie viel Handarbeit in einer Tasse Kaffee steckt. Während Fränzi eine solche zum Schluss in vollen Zügen geniesst, kann mich auch feinster, biologisch angebauter, kolumbianischer Kaffee nicht zum Kaffeetrinker machen.
Ein langer Fahrtag bringt uns über Armenia und Cali weiter nach Süden, bis nach Popayán. Wir werden herzlich begrüsst von Eva & Carlos aus Mexiko und Julia & Germán aus Argentinien. Wie wir sind die vier ebenfalls unterwegs nach Süden und so gibt es viel zu erzählen - auf Spanisch natürlich.
Nach einem kurzen Besuch der Altstadt von Popayán fahren wir nach Osten in die Berge. Die holprige Piste bietet einen super Ausblick, zumindest für die ersten Stunden am nächsten Morgen. Bald ziehen schwarze Wolken auf und es beginnt zu regnen. Innert Minuten verwandelt sich die staubige Piste in ein rutschiges Schlammbad. Während wir im trockenen Sitzen, begegnen uns unzählige Motorradfahrer mit Mülltüten als Regenschutz und Plastiksäcken über den Schuhen. Kurze Zeit später sehen wir den einen Töfffahrer, welcher uns eben überholt hat, im Strassengraben liegen. Wir helfen ihm das Motorrad wieder auf den Weg zu bekommen und hoffen er kommt gut in Isnos an. Der Regen hält an, doch die Strasse wird bald besser und so kommen wir wieder schneller voran. Doch leider nicht für lange, ein kratziges Geräusch lässt uns rechts ran fahren - das Lager der Wasserpumpe ist hinüber. Immerhin geht die Pumpe noch und so fahren wir langsam weiter bis San Agustín.
Bevor wir die bekannten Gräber besichtigen können, gilt es die Wasserpumpe zu ersetzten. Ersatz haben wir dabei und so mache ich mich auf dem Campingplatz gleich an die Arbeit. Mit der neuen Pumpe schnurrt das Dieselchen am nächsten Mittag wieder wie neu und wir können den Parque Arqueológico de San Agustín besuchen. Der Park beherbergt eine uralte Grabstätte mit hunderten von Skulpturen und Steinfiguren aus dem ersten bis achten Jahrhundert.
Eine kurvige Strasse bringt uns über Pitalito durch eine nur dünn besiedelte Gegend nach Mocoa. Kaum haben wir unseren Weg durch diese chaotische Kleinstadt gefunden, werden wir bei einer Polizeikontrolle angehalten. Wir sehen den beiden Polizisten die Neugier ins Gesicht geschrieben und wie vermutet, interessieren sich die beiden nur am Rande für unsere Papiere. Viel wichtiger ist ihnen unsere Reise und wo wir herkommen. Als wir ihnen erklären wohin wir unterwegs sind meint der eine noch: "La Carretera a Pasto es horrible!" - na super.
Zehn Minuten später wissen wir, was der Polizist gemeint hat - langsam holpern wir bergauf. Auf der Landkarte sind die Höhenline kaum noch voneinander unterscheidbar und eine Haarnadelkurve folgt auf die nächste. Der Kiesweg ist schmal und Kreuzen wird zur Millimeterarbeit. Geschlagene vier Stunden brauchen wir für die 24 km Luftlinie nach San Francisco. Dichter Nebel hängt über dem Städtchen hoch oben in den Anden als wir am späten Nachmittag eintreffen. Leider sind beide Übernachtungsmöglichkeiten geschlossen und so fahren wir noch weiter bis nach Santiago, wo wir bei dichtestem Nebel und Regen auf 3200 m endlich einen Stellplatz finden.
In einer halben Stunde sind wir am nächsten Morgen unten an der Laguna de la Cocha wo wir vergeblich nach einem Restaurant fürs Frühstück suchen. Wir schlendern zwischen den farbigen Häusern hindurch und schauen den vielen kleinen Lanchas zu, welche auf dem Flüsschen Richtung See unterwegs sind. Hoch oben über dem See finden wir später ein schönes Restaurant, wo wir uns dann statt einem Frühstück ein feines Mittagessen gönnen.
Mit einem kurzen Stopp in Pasto fahren wir zum Volcán Azufral. Steil schlängelt sich der Kiesweg auf 3600 m hoch. Direkt beim Besucherzentrum - eine kleine Holzhütte - dürfen wir übernachten und treffen Julia und Germán aus Argentinien wieder. Gemeinsam wandern wir am nächsten Morgen die noch verbleibenden 400 Höhenmeter bis auf den Vulkan. Tiefgrün schimmert der Kratersee Laguna Verde zwischen den Wolken hervor. Während sich Bar - der Schäferhund von Julia & Germán - im nach Schwefel stinkenden Vulkanschlamm wälzt, sitzen wir am Seeufer und geniessen die Ruhe.
Kurz vor der Grenze zu Ecuador machen wir nochmals einen kleinen Abstecher. Nur fünf Kilometer von Ipiales entfernt befindet sich das Santuario de Las Lajas. Tief unten in der Schlucht trohnt die Basilica über dem Río Guáitara.
Nachdem wir die letzten Kolumbianischen Pesos ausgegeben haben fahren wir am nächsten Morgen wehmütig über die Grenze nach Ecuador.
Fotos
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