Geschrieben von franzi am
Mitarbeiter, welche nicht "mit arbeiten"
Schön, wenn die Grenzbeamten nicht einmal wissen, vor welchem Schalter Sie eigentlich sitzen... Zuerst heisst es Ticket kaufen um sich anschliessend in die Warteschlange einzureihen. Da wollen wir natürlich sicher gehen dass es sich auch um den Schalter Salida Nicaragua handelt. Wir fragen zwei Mal nach und erhalten die Antwort "Si, si está salida Nicaragua". Nach 45 Minuten Schlange stehen werden wir dann aber eines Besseren belehrt - "No - está entrada Nicaragua!" Da kann man doch nur darüber lachen! Heilfroh sind wir dass es für die Ausreise mit dem eigenen Auto einen separaten Schalter gibt, denn die Schlange für die Busreisenden verläuft sogar zwei Mal im Kreis um eine grosse Grünfläche. Die Einreise nach Costa Rica will dann ebenfalls verdient sein. Diese 150 Meter lange Personenschlange hättet ihr sehen sollen. Überraschenderweise geht es recht zügig voran und so haben wir nach einer Stunde bereits den Einreisestempel im Pass. Für die Einfuhr des Fahrzeugs springen wir dann zwischen verschiedenen Gebäuden hin und her - Versicherung organisieren, Kopieren, Dokumente ausfüllen und Vorzeigen, etc.. Zuletzt ist nur noch die Autoinspektion welche uns Vieren ein wenig Bauchschmerzen bereitet. Der Mitsubishi Delica von Paula und Constantin ist rechts gesteuert, was in Costa Rica verboten ist. Um dies zu vertuschen wird der Sonnenschutz in die Windschutzscheibe gelegt und bei der Inspektion nur die Seitentür geöffnet. Doch die ganze Mühe ist umsonst, denn in der letzten Sekunde schweift der Blick des Inspektors doch noch in die Fahrerkabine. Nach kurzem Überlegen realisiert er, dass sich auf der rechten Seite ein Steuerrad befindet. Einreise ABGELEHNT!
Da hilft weder Bestechungsgeld noch ein Telefonat mit einer Bekannten in Costa Rica. Wir hoffen auf ein anderes Schlupfloch und raten ihnen den Schichtwechsel abzuwarten. Sollte dies heute nicht mehr der Fall sein, gibt es für die Beiden nur noch eine Möglichkeit. Eine Übernachtung direkt am Zoll zusammen mit unzähligen Kubanischen Asyl Suchenden. Gezwungenermassen lassen wir unsere Freunde am Zoll zurück und können nur hoffen, dass spätestens am nächsten Morgen ein anderer Beamter das Fahrzeug inspiziert.
Reiche Küste
Costa Rica - dieser Name trifft wirklich vollends zu! Kaum die Grenze überquert hüllt sich die Landschaft in das saftigste grün das wir je gesehen haben. Bananenbäume säumen die Strassen ebenso wie Palmen. Die erste Nacht verbringen wir beim Schweizer Paar Agi und Guido, nur wenige Kilometer nach der Grenze. Ein Tierparadies sondergleichen. In den riesigen Bäumen tummeln sich unzählige hellbraune Klammeraffen und ein grosses Faultier. Im Fluss nebenan sonnt sich ein vier Meter langes Krokodil auf einem Stein. Früh Morgens hören wir die Brüllaffen mit ihren immer noch sehr ungewohnten Lauten und kurz darauf, ein alt bekanntes Motorengeräusch. Innert Sekunden realisiert Martin, dass es sich dabei um ein Vierzylinder-Dieselmotor handelt und es daher mit grosser Sicherheit Paula und Constantin sind. Tatsächlich fahren die Beiden auch gleich um die Ecke. Die Freude über den doch noch geglückten Grenzübergang ist riesig und wird mit einem fantastischen Frühstück gefeiert! Zusammen unternehmen wir anschliessend eine Wanderung in den dichten Dschungel wo eine ganze Affenfamilie unseren Weg kreuzt. Sehr amüsant, wie sie sich hinter einander durch die Bäume schwingen. Wir entdecken viel Unbekanntes wie z.B. Bäume die von Kakteen umschlungen werden, Baumrinden welche grosse Stacheln tragen, einen wunderschönen 10 cm grossen, hellblauen Morphofalter (mariposa monarca) und zuletzt costa-ricanische Kühe Brahman (Zebu) mit grossen, lustigen Hängeohren. Wieder auf dem Campingplatz können wir beobachten wie die Klammeraffen die Orangen aus dem Garten von Agi und Guido stehlen. Der Schäferhund welcher laut bellend direkt unter dem Orangenbaum steht, wird mit Orangen beworfen und sogar Constantin kriegt einige Holzstecken nachgeschmissen. Ganz schön frech diese Äffchen! Kurz vor der Weiterreise besuchen wir nochmals das niedliche Faultier welches Guido im Garten aufpäppelt. Gebärt ein Faultier Zwillinge, wird eines von Beiden von der Mutter verstossen. Da kann sich das Kleine glücklich schätzen, denn es wird von Guido regelrecht verwöhnt.
La Pequeña Suiza
Nicht nur aufgrund der Landschaftlichen Ähnlichkeit in gewissen Gebieten, sondern auch aus politischer Sicht wird Costa Rica gerne als die Schweiz Zentralamerikas bezeichnet. Bereits seit den 1950er Jahren hat Costa Rica eine stabile Demokratie und erklärte sich im Jahr 1983, aufgrund der bewaffneten Konflikte in den Nachbarländern, als neutrales Land ohne Militärische Aktivität. Kein Wunder haben sich unzählige Schweizer und Deutsche Landsleute hier niedergelassen. Unser Glück, denn im kleinen Dorf Nuevo Arenal befindet sich eine deutsche Bäckerei. Nach 10 Monaten ohne einen Bissen dunkles Vollkornbrot tätigen wir da einen regelrechten Hamsterkauf. Wo Deutschland vertreten ist, da kann die Schweiz nicht weit entfernt sein. Kurze Zeit später stehen wir inmitten von Schweizer Alphütten, Schweizer Kühen, einem Aebi Rapid und einem Restaurant mit typischen Schweizer Gerichten - wir sind in La Pequeña Suiza gelandet, da fühlen wir uns fast wie Zuhause.
La Pura Vida
Total verwöhnt vom schönen Wetter, sind wir uns Regen einfach nicht mehr gewohnt. Da vertreibt uns das bisschen Nass doch wirklich aus der Region des Arenalsees und führt uns über Schotterstrassen nach Monteverde. Hier befindet sich das 105 km2 grosse Monteverde Cloud Forest Reserve. Ein unberührter Dschungel den wir am Folgetag zu Fuss durchwandern wollen. Für die Zeit bei Monteverde haben wir uns einen ganz witzigen Übernachtungsort ausgesucht. Vollständig möbliert jedoch vom Besitzer verlassen steht die Colina Lodge da und freut sich über den einen oder anderen Overlander der vorbeischaut. Als ich Abends im ehemaligen Restaurant Älplermagronen koche, schauen doch wirklich zwei Touristen vorbei und wollen wissen, ab wann es denn hier Abendessen gibt. Da hätten wir ihnen zum Aufbessern unserer Reisekasse doch gerne etwas abgegeben. ;-) Neugierig wie wir sind, schauen wir uns im Haus um. Wir öffnen die Kühlschränke, finden unbezahlte Rechnungen und spekulieren darüber wo sich der Besitzer wohl aufhalten mag.
Regenwald - da gehört der Regen einfach dazu
Eingepackt in unsere Regenjacken wandern wir durch den Park. Die Tiere müssen sich wohl in die trockene Unterkunft zurückgezogen haben. Denn drei Stunden vergehen ohne dass wir ein einziges zu Gesicht bekommen. Geschaut und gestaunt wird trotzdem, denn die Vegetation ist so unglaublich dicht. Pflanzen und Bäume schlingen sich ineinander und lassen einen nur zu gut erahnen wie früher ganz Costa Rica ausgesehen haben mag. Am Parkausgang angekommen besuchen wir das Hummingbird Cafe. Winzige Kolibris in leuchtendem grün, orange und blau surren uns um die Köpfe. Mit ihrem hummelähnlichen Flug und 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde sind sie wohl die grösste Attraktion des Parks. Fast eine ganze Stunde sitzen wir da, beäugen, fotografieren und erfreuen uns am schönen Erlebnis.
Balsam für die Seele
Atemberaubende Strände begrüssen uns an der Westküste. Gesäumt mit hellgrünen Palmen und Sand aus dunklem Lavastein. In den Bäumen tummeln sich die grossen rot, blau, gelben Ara Papageien welche sich an den Früchten bedienen. Wir treffen auf Clinton, einen Amerikaner welcher vor acht Jahren nach Costa Rica ausgewandert ist. Er erzählt uns von den unterschiedlichen Ansichten der Costa Ricaner und rät uns, Abends immer alles im Auto zu verstauen. Die Leute würden sich sonst einfach an unserem Equipment bedienen. Klauen ist hier nicht böse gemeint. Viel eher wird es als eine Art Ausgleich des Wohlstandes angesehen. Das Gesetz ist ebenfalls auf der Seite der Armen. So hören wir einige Geschichten von Ausländern welche ein Ferienhaus in Costa Rica besassen. Nach drei Jahren kehren Sie für einen Urlaub zurück und finden eine ganze Einheimische Familie vor, welche bereits im Ferienhaus lebt. Ein Gesetz besagt angeblich, dass ein Haus welches 2 Jahre nicht bewohnt wird an einen neuen Besitzer überschrieben werden kann.
Weisse Köpfchen
Auch die bekannten Strände von Manuel Antonio besuchen wir für eine kurze Mittagspause. Der Strand ist zwar wunderschön jedoch hat es etwa gleich viele Touristen am Strand wie Fische im Wasser. ;-) Der kleine Umweg hat sich dennoch mehr als gelohnt. In den Bäumen rund um den Parkplatz sehen wir unglaublich viele Kapuzineräffchen. Mit neugierigen Blicken werden wir beäugt. Haben denn die noch nie zwei Schweizer gesehen? ;-)
Auf der Península de Osa wollen wir die letzten Tage in diesem Land verbringen. Zusammen mit Paula und Constantin finden wir den für uns wohl schönsten Strand des Landes. Dieses kleine Paradies liegt ganz am südlichen Ende der Halbinsel und ist nur mit geländegängigen Fahrzeugen zugänglich. Einen wundervollen Tag geniessen wir am Playa Matapalo in der Hängematte liegend mit Blick auf Palmen, Papageien, weissem Sand und dem Meer.
Reisegrüppchen ahoi
Durch grosse Palmenplantagen und dichten Dschungel fahren wir nach Golfito. Bei Walter, ebenfalls einem Schweizer Auswanderer, wollen wir die letzte Nacht in Costa Rica verbringen. Da freuen wir uns erst recht als ein Overlander nach dem andern auf demselben Campingplatz ankommt. So ist Abends unsere Gruppe für die Verschiffung in Panama bereits komplett und dies, ohne dass wir uns verabredet haben. :-)
¡Hasta luego Costa Rica!
Es scheint als wolle uns Costa Rica mit ihrer Tierwelt zum Bleiben überreden. Denn viele kleine Agoutis hoppeln um unser Auto. Das bis zu 60 cm grosse Tier schaut aus wie eine grosse Maus. Weiteren Besuch erhalten wir von unzähligen niedlichen Rotrückentotenkopfäffchen. Ganz verspielt tollen sie in den Bäumen und auf dem Boden herum bis die Besitzerin eine kleine Leckerei (Banane) vorbeibringt. Beim genussvollen Verzehr können wir sie beobachten bevor sie sich wieder in den Dschungel zurückziehen. Mit Wehmut verlassen wir am kommenden Tag dieses wundervolle Land um die Grenze nach Panama zu passieren.
Fotos
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Kommentare
hedyundstephan antwortete am Permanenter Link
hoi Franziska, hoi Martin,
Costa Rica-s'tönt noch em Paradies! Unglaublich, was ihr uf eurem Weg alles g'send und erlebed. Danke für eure-wie immer- spannende Bricht-mer händ schon drauf gwarted.
Jetzt sind ihr wahrscheinlich schon in Südamerika. Mer wünsched eu wieterhin e ganz gute und unfallfreie Fahrt. Passed guet uf eu uf.
Hedy und Stephan
P.S. bi üs häds de ganz Sunntig i Ströme gregnet und das am 31. Januar.
franzi antwortete am Permanenter Link
Hoi Hedy und Stephan
So schön vo eu zghöra! Jo Costa Rica isch ächt as wunderschöns Land. Das würd eu au gfalla! :-) Hettad mör nöd da Termin förd Verschiffig ka wäramer sicher schowieder hänga blieba.
Zwüschatzietlich (noch 11 Mönat reisa) hemmers doch no noch Südamerika gschafft. Isch nöd lang ganga do hemmer üs au in Kolumbia verliebt. D'Kolumbianer selber meinand: "Dia einzig Gfohr wo i dem Land bestoht isch - dasma nüma goh will!" Do hends nöd unrecht! :-)
Meh denn im übernögsta Reisebricht!
Ganz liebi Grüassli und eu au wieterhin alles Guati!
Fränzi und Martin