California - Teil 2

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Zeitraum: 
Dienstag, 1. September 2015 bis Sonntag, 27. September 2015

Besuch in der Sierra Nevada

Bereits 2011 hatten wir den Yosemite Nationalpark besucht. Damals waren fast alle Campingplätze entlang der Tioga Road überflutet. Im 2015 sollte nun alles anders sein. California durchlebt gerade eine schwere Trockenzeit. Flüsse und Seen sind ausgetrocknet, die Felder sind dürr. Sogar die Yosemite Falls - die bekanntesten Wasserfälle im Nationalpark - führen kein Wasser. Auch die neusten Schlagzeilen locken den Besucher nicht wirklich in den Nationalpark. Angeblich sollen die - normalerweise ganz niedlichen - Ground Squirrels im Yosemite von der Pest befallen sein. Hat sich wohl der eine oder andere Tourist davon abschrecken lassen? Wir folgen der Big Oak Flat Road bis ins Yosemite Valley. Hinten im Tal angekommen sehen wir dann eine regelrechte Blechlawine - Auto reiht sich an Auto. Naja, ganz alleine sind wir wohl doch nicht.

Wir freuen uns richtig darauf, wieder einmal wandern zu gehen. Bei den Lower Yosemite Falls vergewissern wir uns noch der trockenen Felswand. Ein bisschen wurmt es uns doch, dass da kein Wasserfall ist. Trägt er doch den Rang des fünft höchsten Wasserfalls der Welt. Hoch oben beim Columbia Rock Aussichtspunkt ist der kleine Frust aber schon wieder vergessen. Der Blick auf das Valley ist wirklich schön.

Am kommenden Tag finden wir dann doch noch zwei Wasserfälle. Auch wenn wir die Vernall Falls und die Nevada Falls mit einigen Touristen teilen müssen, die Wanderung ist Balsam für die Seele. Am selben Nachmittag verlassen wir den Yosemite NP auf der Wawona Road in Richtung Süden.

3000 Jahre alte Giganten

Der Sequoia Nationalpark liegt nicht weit südlich des Yosemite Nationalparks. In Fresno füllen wir unseren Kühlschrank sowie die Wasservorräte um weitere Tage in den Bergen verbringen zu können. Bäume welche bis zu 90 m in die Höhe ragen und einen Umfang von über 30 m aufweisen - wer könnte da schon widerstehen. Die Sequoia Bäume sind zwar nicht die höchsten Bäume der Welt, jedoch die voluminösesten. Auf einer Höhe von 1500 bis 2000 m.ü.M., inmitten der Sierra Nevada, stehen sie und trotzen seit einer Ewigkeit (bis zu 3000 Jahren) den Elementen, Waldbränden, Schädlingen sowie den Menschen.

Wir wissen vom Waldbrand, welcher seit Ende Juli im Kingscanyon wütet. Der ganze nördliche Teil des Sequoia National Forest ist deswegen bereits gesperrt. Auf dem Weg zum Nationalpark fahren wir vorbei am Basiscamp der Feuerwehr. Wie ein riesiges Zeltlager schaut es aus, aber mit dem grossen Unterschied, dass die Leute nicht zum Spass hier übernachten. Als wir in die Strasse einbiegen welche zu unserem Campingplatz führt, werden wir von einem Ranger angehalten. Er hat den Auftrag auch diese Strasse zu sperren - das Sperrgebiet wird vergrössert. Wir fahren also noch etwas weiter nach Süden und biegen dann rechts ab. Ein Plätzchen wie für uns geschaffen, alleine und ungestört. Erst Abends gegen 22 Uhr ist es uns dann nicht mehr ganz so wohl - draussen ist alles in eine dicke, finstere Rauchwolke gehüllt. Martin meint, es ist nur der veränderte Luftdruck der die Rauchwolke Nachts herunter drückt - dennoch wollen wir nicht darauf wetten. Wir stellen einen Wecker auf 3 Uhr in der Nacht um dann nochmals Luft zu schnuppern. Passivrauchen ahoi - jo denn, guat Nacht! ;-)

Die Luft wird besser und als wir am Morgen aufwachen ist vom ganzen Rauch nichts mehr zu sehen oder zu riechen. Nur unser Auto wird sich so schnell nicht davon erholen. Am frühen Morgen fahren wir in den Sequoia Nationalpark hinein und sichern uns ein schönes Plätzchen auf dem Lodgepole Campground - da der Labor Day und somit auch die Ferienzeit vorbei ist, hat es ausreichend Platz. Der Ranger meint noch, dass Vorsicht geboten ist, da sich ein Jungbär herumtreibt welcher auf Nahrungssuche ist.

Das Auto kann für einmal stehen gelassen werden, denn im ganzen Nationalpark fahren Shuttelbusse. Nur wenige Stunden später stehen wir bereits am Fusse des bekannten General Sherman Tree - dem voluminösesten aller Sequoias - ein gewaltiger Baum. Anschliessend wandern wir durch den Giant Forest, umragt von den Giganten dessen Stämme im Sonnenlicht rotbraun schimmern. Wir geniessen die Wanderung und ärgern uns ab und an, dass wir die Bäume nicht auf einem Foto ablichten können. Zu gross, zu hoch. ;-) Am Nachmittag erreichen wir den Moro Rock, ein Granit Dom auf welchen eine schmale und steile Treppe führt. Der Ausblick von ganz oben ist der Wahnsinn - wir sehen die Bergkette der Sierra Nevada mit dem höchsten Berg, dem Mount Whitney (4421 m). Dieser Tag wird dann noch mit vielen weiteren Highlights abgerundet: einer warmen Dusche, einem Wiedersehen mit Elisabeth und Ruedi aus Bern (wir hatten sie vor 3 Monaten im Yukon getroffen) und einer herzlichen Einladung unseres Campingnachbarn Hans (ein Auswanderer aus Deutschland) nach Piñon Hills in sein Wochenendhaus. Als ich in der Nacht die Toilette aufsuche - natürlich den Jungbären im Hinterkopf - geht mir ein Schreck durch Mark und Bein. Seltsame Geräusche gleich neben mir. Ich dreh mich langsam um und lache laut als ich sehe, dass es nur ein Zelt ist in dem ein Mann laut vor sich hin schnarcht.

Der Weg hinunter von der Sierra Nevada ist nichts für schwache Nerven - eine Haarnadelkurve folgt der Nächsten. Die Strasse weisst ein Gefälle von 8 - 10% auf und auf den gelben Schildern am Strassenrand wir dringendst geraten mit der Motor zu bremsen. Unten angekommen scheint es uns als das wir nochmals einige Tage am Strand verdient haben. Auf geht's Richtung Küste. :-) Erneut nisten wir uns bei den Oceano Sand Dunes ein. Da unser Kompressor irgendwo Luft verliert, versuchen wir mit voll aufgepumpten Pneus durch den Sand zu fahren. Es kommt, wie es kommen musste und wir stecken im Sand fest. Der Mexikanische Nachbar eilt zur Hilfe und rät uns die Luftdruck der Pneus abzusenken, beim Ausgang hätte es dann jemand, der sie uns wieder füllt. Na dann also Luft raus. Inzwischen ist schon seine halbe Mexikanische Familie herbei geeilt und als Martin Gas gibt, schieben etliche helfende Hände den Landy ins Freie. In dieser kurzen Zeit haben wir uns schon angefreundet und sind zum Abendessen eingeladen. Kind und Kegel, alle sitzen unter dem leuchtenden Sternenhimmel in den Sanddünen, direkt am wärmenden Feuer. So erfahren wir von unzähligen Legenden und Mythen aus dem alten Mexiko und können auch schon unsere Spanischkenntnisse testen.

Ein Reiseahoi unter Gleichgesinnten

Piñon Hills ist ein kleines Nest auf einer Hochebene nördlich von Los Angeles. Die ebenerdig gebauten Häuser verschwinden hinter unzähligen Kakteen und Büschen. Hans und Maria empfangen uns sehr herzlich. Wir dürfen unseren Landy in ihrem Garten gleich neben einem Joshua Tree parkieren. Ein wundervolles Haus mit riesigem Umschwung und Hans erklärt, dass er 200 Büsche und gut 100 Bäume selber gepflanzt hat. Wir werden so richtig verwöhnt! Zum Frühstück gibt es selber gebackenes Apfelbrot, eine riesige Früchteplatte und Speck mit Ei. Mir scheint es als ob wir den ganzen Tag schlemmen und Reisegeschichten austauschen. Denn vor 30 Jahren sind Maria (von Mexiko) und Hans (aus Deutschland) ebenfalls die Panamericana von California bis nach Feuerland gefahren - einen Teil im eigenen Auto, einen Teil mit öffentichen Verkehrsmitteln. Am späten Nachmittag gesellen sich die Nachbarn von Maria und Hans zu uns. Ein wundervoller Abend mit mexikanischem Essen, vier liebevollen Menschen, einem kleinen Hund Namens Coco und etlichen Emanzio-Especialidad Drinks (ein Tequila-Mix) nimmt seinen Lauf. Natürlich musikalisch umrahmt von Deutscher Volksmusik und Mexikanischen Mariachi Klängen. Am nächsten Morgen werden wir von Hans zum Frühstück in die Berge eingeladen. Keine 15 Minuten sitzen wir im Auto und sind schon hoch oben im Grizzly Cafe. Ein urchig eingerichtetes Restaurant wie man es bei uns in den Alpen findet. In den Wintermonaten liegt hier viel Schnee und die Skilifte laufen dann jeweils auf Hochtouren. Erst kurz bevor es dunkel wird verabschieden wir uns von Maria und Hans.

Liebe Maria, Lieber Hans

Von ganzem Herzen möchten wir uns nochmals für das wundervolle Wochenende bedanken! Wir hatten zwei unvergessliche Tage!

Baum oder Kaktus?

Dem Highway 18 folgend führt unsere Reise weiter zum Joshua Tree Nationalpark. Bereits vor einem Monat wollten wir diesen Park zusammen mit Tobias besuchen. Der Reiz war damals aber nicht so gross - wer möchte schon bei 45 Grad eine Wüste besuchen? Also haben wir damals den Weg an die Küste gewählt und freuen uns nun den Park mit angenehmen Temperaturen besichtigen zu können. Eine andere Welt, die Mojave Wüste. Staubtrockene Erde, grosse rund gewaschene Felsen sowie etliche verschiedene Kakteen zieren die Landschaft. Unzählige der geschützten Joshua Trees ragen bis zu 12 Meter hoch in den Himmel. Auf dem Hidden Valley Campground befestigt Martin unsere Hängematte gleich an zwei grossen Joshua Trees. Am Nachmittag lernen wir unsere Campingnachbarn kennen und kommen da nicht mehr weg. Zusammen mit Gaby und Alfred aus Deutschland plaudern wir bis uns die Dunkelheit umringt. Kurzerhand beschliessen wir noch zu grillen und schon werden die Kartoffeln in Alufolie gepackt, das Poulet und die Hot Dog Würste auf den Grill gelegt und erneut Bier getrunken. Am kommenden Morgen sieht man dann zwei Rheintaler durch die Mojave Wüste bis zum Barker Dam wandern. Die Temperaturen sind sehr angenehm, denn der Himmels ist bedeckt. Die landschaftliche Schönheit können wir so richtig geniessen.

Goodbye USA, Viva Mexiko!

Unsere Tage in Kalifornien sind gezählt. Die Aufenthaltsbewilligung läuft in ein paar Tagen ab und die Versicherung für Uyarak läuft auch aus. In den letzten zwei Tagen welche wir in San Diego verbringen ist für Action gesorgt. Martins Kreditkarte wurde gesperrt, meine Maestro Karte funktioniert nicht mehr und zu guter Letzt bemerken wir, dass das Tablett (welches als Navigationsgerät dient) defekt ist. Ohne ein Navi und die funktionierende Kredit- und Bankomatkarte möchten wir natürlich nicht nach Mexiko fahren. Bis alles erledigt ist, bleibt uns nur noch einen Tag um San Diego zu besichtigen. Den einen Tag in San Diego geniessen wir dafür umso intensiver. San Diego ist eine wundervolle Stadt, Strassen gesäumt von hohen Palmen, blauer Himmel und es liegt natürlich direkt am Meer. Was möchte man da noch mehr? Wir bummeln durchs Gaslamp Quarter, durch Downtown bis Little Italy und folgen dann dem Ufer entlang zurück bis zum riesigen USS Midway - ein Flugzeugträger welcher als Museum zugänglich gemacht wurde.

Am Montag Morgen ist es soweit und wir überqueren die Grenze nach Mexiko in Tijuana - ob sie uns rein lassen? Wir freuen uns auf ein neues Land, eine neue Kultur, die Spanische Sprache und natürlich auf das mexikanische Essen. Viva Mexiko!