Geschrieben von franzi am
Während wir uns dem gut 2400 m hohen Kaibab Plateau nähern, bekommt Uyarak eine kostenlose Aussenreinigung. Der erste starke Regen seit Monaten - den wir sehr begrüssen. Bei kühlen Temperaturen ist die Fahrt jeweils viel angenehmer da wir uns wegen dem Überhitzen des Motors keine Sorgen machen müssen. In Jacob Lake Campground ist die Markise deswegen in Rekordzeit aufgestellt - da will wohl keiner nass werden? ;-)
Wer hat da so tief gebuddelt?
Die kommenden 3 Tage werden wir den Grand Canyon unter die Lupe nehmen. Um dem Touristenrummel wenigstens etwas zu entfliehen haben wir die North Rim - den nördlichen Teil des Nationalparks - gewählt. Die meisten Touristen besichtigen den Grand Canyon nämlich von der Südseite her. Als sich die letzten Wolken über uns verziehen, stehen wir bereits beim Bright Angel Point und starren in die unfassbare Tiefe des Grand Canyons. Obwohl sich der Dunst noch nicht verzogen hat ist der Anblick der 446 km langen, 29 km weiten und 1.6 km tiefen Schlucht einfach atemberaubend. Diese Dimensionen kann wohl keiner in ein Foto packen. Die sichtbaren Steinschichten sind teilweise bis zu zwei Milliarden Jahre alt - sie erzählen die Geschichte der Landmassen welche kollidiert und auseinander gebrochen sind, wie die Berge geformt wurden und daraufhin erodiert sind, der Meeresspiegel gestiegen und gefallen ist und zeigen auf, welche Kraft das fliessende Wasser hatte. Jede Gesteinsschicht hat ihre eigene Farbe und lässt so den Grand Canyon noch eindrucksvoller erscheinen. Zurück beim Zeltplatz testen wir unsere neue Anschaffung - den Coleman Backofen. Für den ersten Testlauf haben wir eine Brownies Backmischung gekauft. Man fügt noch 2 Eier und etwas Milch hinzu und ganze 40 Minuten später hat man feine, aber auf der oberen Seite leicht angekokelte Brownies - An Guata! :-)
Auf der Suche nach einem Internetzugang begegnen wir am kommenden Nachmittag erneut unserer Reisebekanntschaft aus dem Vorarlberg. Während die 4 Kinder Eis schlemmen und auf meinem Handy WhatsApp Smileys versenden, geniessen wir den ganzen Nachmittag plaudernd in der Beiz. Bevor es für uns weiter Richtung Point Imperial geht um den Sonnenuntergang zu fotografieren, gibt es noch ein kurzes Teamball-Tournier mit den Zwillingen. Schweissgebadet verabschieden wir uns von der lustigen Truppe. Die geplante Wanderung ist somit ins Wasser gefallen, denn wir müssen uns spurten um den Sonnenuntergang überhaupt noch fotografieren zu können. Erst im Dunkeln kehren wir zum Campground zurück und schaffen es gerade noch in unser Schlafgemach zu klettern.
Schwere Entscheidung
a) Richtung Page fahren und dann weiter südlich die South Rim des Grand Canyons anschauen oder b) Richtung Westen durchs Valley of Fire und dann rein ins Vergnügen von Las Vegas? Kurzerhand entscheiden wir uns für Vegas auch wenn wir nur 2 Nächte bleiben können. Beim nächsten WLAN-Stopp buchen wir gleich ein Apartment in Vegas - preislich nicht viel teurer als ein Hotelzimmer jedoch mit Küche und Pool ausgestattet. Wie sich herausstellt ist besonders der Pool eine gute Entscheidung, denn als wir vom Kaibab Plateau herunterfahren steigen die Temperaturen stetig an.
Feuertal
Wir hätten es wissen müssen... Der Name des Tals - Valley of Fire - verrät uns auch die Temperaturen welche darin herrschen. Wie gebackene Hähnchen sitzen wir am Nachmittag auf unseren Campingstühlen und schmoren vor uns hin. Bei über 42 Grad rollen die Schweisströpfchen nur so vom Körper. Doch Langeweile kommt da nicht auf. Wie schon so oft zaubern uns die kleinen Streifenhörnchen ein Lachen ins Gesicht. Denn um sich abzukühlen haben sie eine ganz eigene Technik. Blitzschnell buddeln sie ein kleines Loch in den Sand um sich nur Sekunden später mit ausgestreckten Beinchen so flach wie möglich hinein zu legen. Ach toll - ob das wohl beim Menschen auch funktioniert? ;-) Erst am Abend werden wir wieder aktiv und gehen noch auf eine kurze Fototour bevor sich die Milchstrasse wieder sichtbar über uns ausbreitet.
Elvis wir kommen
Las Vegas - eine Stadt wie keine Andere. Unverkennbar, unvergleichlich, ausgerüstet mit allen Wahrzeichen der bekanntesten Städte der Welt. Dem Strip - so heisst ein Abschnitt des Las Vegas Boulevard - folgend kann man in nur einem Abend den Eiffelturm von Paris bestaunen, den Gondoliers in Venedig zuschauen, die Freiheitsstatue (Statue of Liberty) von New York fotografieren, in Rom ein Eis schlemmen und auf dem Rückweg noch kurz in Ägypten die Pyramide besteigen. Man könnte meinen wer in Vegas war, hat die Welt bereits gesehen. Doch wir wissen das besser! :-) Während wir im Countryclub Bier und Malibu schlürfen verspielen tausende Leute Ihr Geld in den Casinos welche sich hier am Strip nur so aneinander reihen. Erst spät Abends erreichen wir die Fremont Street in Downtown Vegas. Ein weiteres Highlight des Abends, denn die ganze Strasse ist überdacht mit einem riesigen Bildschirm. Insgesamt 12.5 Millionen LEDs und 540 Kilowatt Musikleistung aus 208 Lautsprechern verwandeln die Strasse nach Einbruch der Dunkelheit zur grössten Videoshow der Welt. Gerne wären wir noch länger in Las Vegas geblieben, diese Stadt lädt wirklich zum Verweilen ein. Doch bei uns heisst es nun Wassertanks füllen, denn es geht weiter Richtung Death Valley.
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Kommentare
Sabine antwortete am Permanenter Link
Hallo ihr zwei!
Mit Wehmut haben wir euren Bericht gelesen. Im Valley of Fire waren wir auch. Wir haben dort übernachtet. Und auch für uns war der Name Programm, wenn auch ein bißchen anders als bei euch. Wir haben dort unter einem grandiosen Sternenhimmel unser erstes Lagerfeuer der Reise geschürt - auf das noch unzählige weitere folgen sollten!
:-) Lustig, wie unterschiedlich man Orte wahrnehmen kann! Wir fanden Las Vegas furchtbar! Eine total künstliche Welt, die Konsum und Geldausgeben bzw. Verschwenden zum Programm hat. Wir sind über einen Hintereingang etwas illegal in einen der riesigen Hotelkomplex gegangen (eine eigene künstliche Welt in einer künstlichen Stadt - man braucht gar nicht mehr nach draußen gehen...) und haben dort das mega schnelle Free WiFi genutzt. Anschließend sind wir die Hauptstraße entlang gelaufen, auf der Suche nach dem berühmten Flair von Las Vegas, wir suchten das Lebendige, vielleicht auch die etwas verruchte Suche nach dem großen Glück... doch das Flair machte wohl an dem Tag gerade Urlaub, und das Glück auch. Stattdessen trafen wir die dicksten und fettesten Menschen, die wir auf der Reise je gesehen haben, und das Pech der absoluten Armut stach deutlich zwischen all dem Geldverschwenden heraus. Auch die Touris, die sich langsam durch die Straßen schoben, versprühten eher Langeweile als Stimmung. Keine spannenden Gestalten weit und breit... Wir flohen schneller als wir gekommen waren ;-).
Herzliche Grüße aus dem herbstlich werdenden Frankenland!
Sabine und Stefan
martin antwortete am Permanenter Link
Hallo ihr zwei
Schön von euch zu hören. Wir haben definitiv nicht die optimale Jahreszeit erwischt fürs Valley of Fire, dafür waren aber kaum Leute da. ;-)
In Las Vegas waren wir nur für 2 Nächte. Wir haben uns ein kleines Apartment gemietet und sind nur am Abend auf den Strip. Das Lichtermeer ist unglaublich, Kitsch und Prunk soweit das Auge reicht, die Strassen voll mit Leuten die das grosse Geld suchen oder einfach am Konsumrausch teilhaben wollen. Kilometerweit nichts als Casinos, Hotels, Restaurants und Stripclubs. Alles leuchtet und blinkt, selbst auf der Strasse. Lastwagen, die nichts als eine riesige Leuchtreklamen für einschlägige Clubs geladen haben, fahren den ganzen Abend den Strip auf und ab. Nicht zu vergessen die 20 Motorräder mit den Fahrern in Unterwäsche und all die schrägen Strassenkünstler. Eine komplett verrückte Stadt! Auf die eine Seite sehr amerikanisch, auf die andere aber auch wieder nicht. Uns haben die zwei Abende auf jeden Fall viel Spass gemacht. Der Kontrast zwischen arm und reich ist aber schon krass und gibt einem zu denken. Aber nicht nur in Las Vegas, sondern auch in San Francisco und anderen Grossstädten haben wir unglaublich viele Obdachlose gesehen. Kümmert die Meisten hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aber wenig, zumindest solange ihre eigene Kreditkarte noch funktioniert...
Zur Zeit sind wir (wieder) an der Pazifikküste und nähern uns langsam der mexikanischen Grenze.
Wir wünschen euch einen sonnigen Herbst!
Liebe Grüsse aus der Nähe von Santa Barbara
Martin und Fränzi