Geschrieben von franzi am
Mit 50 km/h - schneller geht's nicht, zu steil - fahren wir gemütlich hintereinander über den Yellowhead Pass. Während wir uns beim Visitor Center in Jasper mit Kartenmaterial eindecken erklärt uns die Dame, dass einige Trails aufgrund von Bären und deren Jungtiere gesperrt sind. Kein Problem, wir hatten sowieso nicht vor alle Berge im Jasper Nationalpark zu erklimmen. ;-) Gemäss unserem Lonely Planet Reiseführer hat es etwas nördlich von Jasper eine gemütliche Übernachtungsmöglichkeit. Bei der Ankunft sehen wir, dass der Snaring River Campground bereits ausgebucht ist, jedoch ein Overflow Campground zur Verfügung steht. Normalerweise sind Overflow Campgrounds nur bessere Parkplätze, dieser hingegen kann sich wirklich sehen lassen. Viele schattige Plätzchen mit massiven Holztischen lassen Campingherzen höher schlagen. Kaum sind Landy und RV parkiert, zücken wir all die leckeren Lebensmittel hervor, die unsere Kühlschränke hergeben. Gemütlich in unseren Campingstühlen sitzend geniessen wir die Stunden mit der Familie.
Am kommenden Morgen warten wir geduldig am Bahnübergang. Nein wir sind definitiv nicht in der Schweiz, denn es reiht sich Wagon an Wagon... Nach dem 100sten hat meine Mam das Zählen der Wagons aufgegeben. :-) Erst eine gute viertel Stunde später öffnet sich die Schranke und die Fahrt kann weitergehen. Wo immer möglich fahren wir nicht auf den grossen Highways und so biegen wir auch hier bereits nach wenigen Kilometern auf den Parkway 93A ab. Wildblumen schmücken die schmale Strasse welche auf eine Anhöhe hinauf führt. Als am Abend die Mücken über uns herfallen, stellen wir kurzerhand das Mückennetz von Anita und Roger auf und heben den grossen Holztisch darunter. Noch einmal Glück gehabt.
Früh am Morgen wird Happy Birthday gesungen und gut gefrühstückt, denn mein Bruder hat Geburtstag. Kaum haben wir unsere Bäuche gefüllt, packt uns erneut die Abenteuerlust und so besichtigen wir die Athabasca Falls. Tosende Wassermassen donnern die rundlich geformten Felsen hinunter. Nur kurze Zeit später scheppert und schüttelt es den RV durch, denn der Wanderparkplatz ist 6 Kilometer Schotterpiste von der normalen Strasse entfernt. Bei einer engeren Rechtskurve sieht Mädi gerade noch wie sich das oberste Küchenkästchen öffnet und das ganze weisse Geschirr in hohem Bogen herauspurzelt. Doch es bleibt bei einer Schrecksekunde, denn nichts ist kaputt gegangen.:-) Unsere Wanderung führt zu den Geraldine Lakes. Wo andere Touristen wegen zu schlammigem Weg umkehren, meistern wir die Stellen ganz gekonnt (mich ausgeschlossen). ;-) So geniessen wir die Landschaft ganz für uns alleine. Erst am späten Nachmittag sind wir zurück bei den Autos.
Der berühmte Icefield Parkway windet sich als einzige Strasse durch den Jasper NP in Richtung Süden. Der Sunwapta River führt direkt der Strasse entlang und sorgt mit seinen vielen grünen Inselchen für spektakuläre Ausblicke. Auch die Sunwapta Falls welche sich nur wenige Meter neben der Strasse befinden sind sehr schön anzusehen. Nur gut 30 Kilometer nach den Fällen haben wir die Autos erneut abgestellt um von einer Anhöhe aus den Stutfield Glacier zu betrachten. Doch der Gletscher erhält unsere Aufmerksamkeit nur wenige Momente, denn viele super süsse, hellbraune Ground Squirrel mit weissen Streifen auf dem Rücken stehlen dem Gletscher die Show. Direkt neben dem Parkfeld tollen sie herum und so kommt es, dass wir uns eine ganze Zeit lang nicht mehr losreissen können. Man hätte sich auch mit dem Touristenbus auf den Athabasca Gletscher hochfahren lassen können, doch wo wäre da die tägliche sportliche Aktivität geblieben? Noch am selben Abend wandern wir den Berg vis à vis der Gletscher hinauf. Am schönsten Aussichtspunkt hat Parks Canada vor einigen Jahren grosse, rote Holzstühle platziert und so sitzen wir wie Könige auf den Stühlen, geniessen die Abendstimmung und die wundervolle Natur.
Auch den folgenden Tag wollen wir in den Bergen geniessen. Obwohl der erste Teil der Wanderung derselbe ist wie am Vorabend, wirkt die Landschaft in der Morgenstimmung ganz anders. Der offizielle Wanderweg endet bereits auf dem Wilcox Pass. Nicht aber für uns. Unsere Karte zeigt einen Weg, der bis auf den Mount Wilcox führt. Obschon wir zuerst den Trail suchen müssen und ein Mädel unserer Truppe mit etwas Höhenangst und flauem Magen kämpft, nähern wir uns Schritt für Schritt dem Gipfel. Auf dem Plateau angelangt wissen wir, dass sich die Mühe gelohnt hat. Der Anblick ist atemberaubend, denn vor uns sehen wir das Columbia Icefield mit den drei gigantischen Gletschern. Ja fast ganz oben sind wir... die letzten 200 Höhenmeter geht Martin dann doch alleine. Dem schmalen Grat folgend kraxelt er auf den Gipfel. Auf dem Rückweg laufen wir unbewusst auf eine Herde Big Horn Sheeps zu. Ein Tier hat sich aufgerichtet und starrt uns direkt in die Linse.
Das Tal wird enger, die Felsen werden kantiger und noch eindrucksvoller. Wir fahren von Norden in den Banff Nationalpark hinein. Unzählige Male stoppen wir bei den Lookouts um die landschaftlichen Höhepunkte festzuhalten. Wie immer ist es aber unmöglich die ganze Schönheit in einem Foto abzubilden. Da heisst es nur... innehalten und den Augenblick geniessen. Im Dorf Lake Louise ist einkaufen angesagt. Natürlich nur das Nötigste wie Bier, Somersby und Wein... ;-) ok ein bisschen Fleisch, gesunden Salat und etwas Gemüse haben auch noch Platz in der Tasche. Zuvor gibt es im Restaurant gleich um die Ecke für jeden einen GROSSEN Burger. Auch Mädi bekommt einen Double Cheeseburger, der dann doch etwas zu gross ist.
Den Abstecher in den Joho Nationalpark wollen wir uns nicht nehmen lassen. Frühmorgens wandern wir bereits zu den Wapta Falls. Die Sonne strahlt vom Himmel als wir durch den losen Tannenwald marschieren. Auch das herzliche plaudern mit den Einheimischen gehört dazu. Bei den Fällen angekommen wissen wir, dass sich der Kurztrip in den Joho NP gelohnt hat. Auf dem Weg zum Emerald Lake schauen wir uns die Natural Bridge an. Die Felsformationen der diversen Wasserfälle sind so vielfältig, dass man sich nur schwer sattsehen kann. Mit Kanufahren auf dem Emerald Lake wird dann leider nichts. Für den Mietpreis hätten wir uns gleich ein eigenes Kanu leisten können. So schlüpfen wir erneut in die Badehosen, packen Feines für den Lunch in die Rucksäcke und wandern gemütlich um den wunderschönen türkisblauen See.
Früh ist Tagwacht, denn wir müssen Uyarak noch bei kühlen Temperaturen den Steilhang hochbringen. Treffpunkt mit der Familie ist in Lake Louise. Da wir nicht wissen wie langsam wir unterwegs sein werden, gönnen wir uns einen kleinen Vorsprung. Doch die ganze Sorge war umsonst. Uyarak tuckerlt ganz brav den Hang hinauf. Bereits um neun Uhr sind wir beim Lake Louise und schmunzeln als wir sehen, dass die Kanumiete hier noch teurer ist... Preise wie in der Schweiz! ;-) Schon früh müssen wir heute einen Campground aufsuchen, denn in Calgary ist zur Zeit ein riesiges Fest im Gange wodurch die Campgrounds im Banff NP sowie Richtung Calgary ausgebucht sind. Doch wie immer haben wir Glück und nisten uns auf dem Castle Mountain Campground ein. Einmal nichts tun, ein wenig schlafen, dann am Mittag feinen Gratin mit gegrilltem Fleisch und Salat geniessen und den Nachmittag gemütlich am Lagerfeuer sitzen, so lässt es sich leben.
Das kleine, schöne Städtchen Banff durchwandern wir auf der Suche nach einer Postfiliale. Dann fahren wir Richtung Canmore wo Bruno und Mädi im Tim Hortons die Unterkunft für die kommende Nacht buchen. Sie werden ihren RV bereits heute Abend in Calgory abgeben und am kommenden Abend nach Hause fliegen.
Unglaublich wie schnell die Zeit vergangen ist, haben wir doch erst gerade noch in Vancouver unser Wiedersehen gefeiert. Schweren Herzens heisst es Abschied nehmen, denn wir werden kurz vor Calgory beim Hwy 22 Richtung Süden abdrehen während Sie in die Stadt hinein fahren.
Gemeinsam durch Kanada zu reisen, viele lustige Stunden am Lagerfeuer zu verbringen, Marshmallows auf dem Feuer zu braten, zusammen zu wandern und die Natur mit euch zu geniessen war besonders für mich ein riesiges Geschenk!
Beide Fenster von Uyarak sind herunter gekurbelt, zwei Arme weit hinausgestreckt um unseren Lieben noch ein letztes Mal zu winken bevor unsere Reise weiter in den Süden führt. Ja, wir werden den dicken, weissen Canadream im Rückspiegel vermissen!
Die Landschaft verändert sich schlagartig als wir Richtung Süden fahren. Berge werden durch eine Hügellandschaft ersetzt und wo Wald war, ist Farmland. Am Abend sehen wir grossen, grauen Ground Squirrel zu wie sie den Vögel nachjagen und beim herumtollen auch ab und an über Martins Füsse springen. Auf dem Cowboy Trail fahren wir weiter in den Süden. Auf beiden Seiten des Hwy ist alles voller gelb blühender Rabsfelder. Die Felder sind meist eingezäunt und teilweise sind die einzelnen Zaunpfosten über Kilometer mit unzähligen, verschiedenen Sonnenhüten geschmückt.
Auf dem "Sleepy Hollow Campground" in Pincher Creek hört man frühmorgends eine leise Stimme Happy Birthday singen. Jawohl, mein Schatz hat heute Geburtstag. :-) Ausgiebig wird gefrühstückt bevor wir dann die gute Wifi Verbindung nutzen um mit unseren Lieben zu skypen und die Weltnews nachzulesen.
Hm... keine Eier, keine Früchte, kein Holz und was sonst noch? All die Lebensmittel welche wir sicherlich nicht über die Grenze mitnehmen dürfen werden in einem Abendessen vernichtet... mmmh lecker? ;-) Im Waterton NP wollen wir noch eine Nacht verbringen bevor wir mit Uyarak den ersten Grenzübergang meistern. An diesem Nachmittag werden wir um eine Erfahrung reicher - denn Fliegen sind noch mühsamer als Mücken. Als die 20igste Fliege Martins Bein umklammert, reisst der Geduldsfaden und wir wandern zum nahegelegenen Crandell Lake.
Damit wir den Grenzübergang nicht bei Rush Hour passieren müssen, verbringen wir einen herrlichen Tag am Waterton Lake wo wir die noch wenigen verbleibenden Canada Dollar vernichten (Schwerstarbeit).
Um 16:00 Uhr fahren wir hoch zum kleinen Grenzübergang Chief Mountain und fragen uns, ob man wohl die zwei Rheintaler in die USA einreisen lässt?
Fotos
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Kommentare
danielhutter antwortete am Permanenter Link
Hey ör super Bilder. Isch scho e sagenhafti Gegend gell :)
do chömed Erinnerige vöre :)
Witerhin viel Spass eu 2
Grues Daniel
franzi antwortete am Permanenter Link
Hoi Dani
Jo im Jasper und Banff Np kan ma sich wörkli verwiela! Vorallem wenn ma no so lüba Bsuach häd! :-)
Dir und dim Schatz au wieterhin alles Guati!
Liebi Grüassli
Fränzi