Geschrieben von martin am
Flach, Felder, Nichts. Soviel wissen wir über Manitoba als wir am späten Montagnachmittag (11. Mai 2015) die Provinzgrenze überqueren. Viel konnte man uns nicht sagen über diese Provinz. "There is nothing to see between Toronto and Calgory" hiess es schon in Quebec. In Ontario sind dann noch ein paar Witze dazugekommen: "In Manitoba, if your dog runs away you can watch it go for three days." und "Why do ducks fly over Manitoba upside down? Because there's nothing worth craping on!". Auch einen Reiseführer konnten wir nicht auftreiben, wir lassen uns also überraschen.
Die Begrüssung in Manitoba fällt relativ unspektakulär aus, ohne das riesige Schild am Strassenrand hätten wir nicht mal bemerkt, dass wir Ontario verlassen haben. Kurz nach der Grenze wechseln wir vom Trans-Canada Highway auf den 44er welcher nach Norden durch den Whiteshell Provincal Park führt. Da es immer wieder regnet verzichten wir auf eine Übernachtung im Park und nähern uns auf dem kleinen Highway Nummer 15 langsam Winnipeg. Hier kommt das erste Mal "Manitoba-Feeling" auf, denn der Highway führt über 70 km schnurgerade auf die Stadt zu. Kleine Laubwälder und grosse, karge Felder wechseln sich ab. Die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz gestaltet sich dadurch etwas schwieriger. Dennoch finden wir bald ein gemütliches Plätzchen und richten uns für die Nacht ein.
Über Winnipeg - die Provinz-Hauptstadt - hört man nicht viel und die meisten Reisenden umfahren sie einfach. Trotzdem möchte ich mir die Stadt mit immerhin 660'000 Einwohner gerne ansehen und so überzeuge ich Fränzi, dass wir uns den morgigen Dienstag dafür Zeit nehmen. Der Weg in die Stadt ist schnell gefunden, einfach gerade aus nach Westen. Die Strassenkarte von Manitoba sieht im Süden übrigens etwa so aus wie der Stadtplan von Manhattan, alle Strassen sind schachbrettartig angelegt, nur die Nummerierung der Strassen folgt hier keinem erkennbaren Muster.
Kaum in Winnipeg angekommen werden wir bereits positiv überrascht, denn es ist kein Problem einen bezahlbaren Parkplatz zu finden. Das Wetter ist besser als der Wetterbericht prophezeite und so besorgen wir uns am Bahnhof einen Stadtführer und starten mit dem Stadtrundgang. Da es bereits 11 Uhr ist, bereiten sich auf dem Broadway etliche Essensstände für den Ansturm am Mittag vor und ich kann Fränzi nur mit Mühe überzeugen ohne einen Hot-Dog in eine der Seitengassen abzubiegen. Bis wir am Old Market Square sind ist es dann Mittag und wie es der Zufall will, kommen wir gerade am Goldies Fries Essensstand vorbei. Fränzi bekommt den langersehnten Hot-Dog und wir kommen mit dem Besitzer ins Gespräch. Wie sich herausstellt verirren sich die wenigen Touristen in Winnipeg gerne hierher und er hat in den 20 Jahren, in denen er den Stand hier bereits betreibt, schon einiges erlebt. Schnell ist eine Stunde um und wir machen uns auf den Rückweg zum Auto. Dieser führt uns dem beschaulichen Uferweg am Red River entlang. Zurück bei Uyarak können wir nicht begreifen, wieso alle diese Stadt umfahren, uns hat es hier jedenfalls ganz gut gefallen. Nichtsdestotrotz wollen wir aber wieder raus in die Natur. Wir finden einen kleinen Campingplatz mit Duschen, den wir nur mit einem Paar aus Quebec teilen müssen. Leider erst etwas zu spät bemerken wir, dass der Highway zwar ausser Hörweite ist, dafür aber die Bahnlinie umso näher vorbeiführt...
Nach der lauten Nacht fällt uns das Aufstehen am Mittwoch eher schwer und so ist es bereits nach Zehn bis wir losfahren. Spontan entschliessen wir doch noch in den Riding Mountain National Park zu fahren und drehen nach Norden ab. Da wenig Verkehr herrscht, sind wir bald in Wasagaming und gönnen uns zur Feier des Tages ein Mittagessen im Restaurant. Mit allen Vorteilen, die der Frühling mit sich bringt, hat er auch einen Nachteil, denn jetzt sind die Nationalparks offiziell geöffnet und so müssen wir für den Eintritt bezahlen. Da es nicht der letzte sein wird, kaufen wir uns den Discovery-Pass (Eintritt in alle National Parks in Kanada für ein Jahr). Die Hauptattraktion des Nationalparks ist die Bisonherde und so steuern wir auf den Lake Audy Campground zu - 20 km Holperpiste durch den Wald. Wie gewohnt haben wir den Zeltplatz fast für uns allein. Im Shelter direkt nebenan steht ein uralter Holzofen, welchen wir einheizen um es uns, trotz der nicht gerade frühlingshaften 6 Grad, gemütlich zu machen. Später kochen wir dann Pilzrisotto auch auf diesem Ofen, was nicht ganz einfach ist.
Trotz leichtem Nebel stehen wir am Donnerstag relativ gut auf, denn heute steht Bison-Safari auf dem Tagesplan. Kurz noch frühstücken, alles zusammenpacken und schon geht es los. Die ersten beiden Bisons sind noch relativ weit entfernt, doch kurze Zeit später stehen wir mitten in einer Herde und können die Tiere aus nächster Nähe beobachten. Der Rest des Weges durch den Park fällt dem immer dichter werdenden Nebel (Sicht unter 20 m) zum Opfer und so sind wir früher als geplant in Dauphin. Passend zum Wetter gönnen wir uns hier einen heissen Tee bzw. Kaffee und machen uns dann wieder auf nach Westen. Irgendwo zwischen all den Feldern fahren wir dann unbemerkt über die Provinzgrenze nach Saskatchewan.
Nach einer Nacht auf dem Campingplatz in Yorkton geht unsere Fahrt weiter nach Westen. Unsere ursprünglich geplanten 50 km pro Tag haben wir längst aufgegeben, denn was hier auf der Landkarte ein paar Zentimeter sind, ist in Wirklichkeit ein paar Stunden mit 90 km/h auf dem Highway. Wie bereits in Manitoba werden hier die Distanzen übrigens nicht in km angegeben, sondern in Stunden. Statt 100 km heisst es hier 1 hour, was quasi gleich um die Ecke bedeutet. In Foam Lake - ein paar Häuser mitten im Nirgendwo - hat es ein Visiter Center welches geöffnet hat. Von unserer ursprünglichen Frage, was es denn so zu sehen gäbe hier in Saskatchewan, kommen wir schnell ab als wir erzählen, wohin unsere Reise führt. Mit einem dicken Stapel Unterlagen und jeder Menge Tipps über British Columbia, den Yukon und Alberta verlassen wir das kleine Holzhaus eine Stunde später wieder. Nur über Saskatchewan wissen wir immer noch nicht viel mehr. Kurz nach Lanigan finden wir ein gemütliches Plätzchen für eine ausgiebige Pause und ein verspätetes Mittagessen. Der Nachmittag ist dank einem interessanten Gespräch schnell um und so beschliessen wir über Nacht gleich hier zu bleiben.
Die paar Kilometer bis Saskatoon schaffen wir am nächsten Tag relativ schnell und so gibt es für Fränzi wiedermal einen Kaffee bei Tim Hortons. Etwas verwundert schauen wir da auf die Uhr, denn diese zeigt erst Mittag an, unsere Uhren sind hingegen schon eine Stunde weiter. Wikipedia klärt uns dann auf: Saskatchewan kennt keine Sommerzeit und hat dadurch im Sommer eine Stunde Zeitverschiebung zu Manitoba. Der Stadtrundgang fällt relativ kurz aus, den ausser einer schönen Uferpromenade am Fluss entlang hat Saskatoon nicht viel zu bieten.
Auch auf den gut 350 km bis zur Provinzgrenze wird es uns nicht langweilig, denn wir können immer wieder die riesigen Traktoren beobachten, mit denen die Felder umgegraben werden und das Saatgut ausgebracht wird. Dabei fahren diese nicht wie bei uns im Schritttempo, sondern donnern mit etwa 60 km/h übers Feld. Das Saatgut selber wird mit Sattelschleppern aufs Feld gefahren. Auch das z.T. parallel zum Highway verlaufende Bahngleis sorgt für Abwechslung. Hier können wir Güterzüge mit bis zu 1.8 km Länge beobachten. Während vorne vier bis fünf Diesel-Lokomotiven ziehen, sind die Wagons zwei- bis dreistöckig mit 40-Fuss-Containern beladen. In Lloydminster verläuft dann die Provinzgrenze am Highway 17 entlang mitten durch die Stadt und so sind wir nach rund 8000 km in unserer siebten Kanadischen Provinz - Alberta - angekommen.
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Kommentare
hedyundstephan antwortete am Permanenter Link
Hoi ihr beiden "Kanadier",
da goht's ja zügig Richtig Westen...!
Mer händ mit Luzia und Beat no a paar Tag Ferie im Südtirol gmacht-nüd grad Kanada, schöni Berg, alles halt a chli enger aber vor allem öpa en guete Schluck Wii !!!
Wieterhin a unfallfrei Fahrt und spannende Begegnige.
Hedy und Stephan
Mercie för euri tolle Berichte.
franzi antwortete am Permanenter Link
Hoi zäma!
Schön vo eu zghöra! In demfall sinder wieder guat erholt heicho. :-)
Mör sind bereits ufam Alaska Hwy im Yukon unterwegs. Au do isch d'Landschaft traumhaft schön und ap und zua höcklad an Bär nebad da Stross und isch am Gräsli mampfa und sünnala. :-)
Ganz liebi Grüassli
Fränzi und Martin