Geschrieben von martin am
Von Montreal nach Québec fahren wir mit dem Zug. Dieses mal buchen wir bei VIA Rail und kommen nach einer gemütlichen, gut drei stündigen Fahrt am Freitagmittag (27. März) im Gare du Palais in Québec an. Von hier gehen wir zu Fuss in die Altstadt Vieux-Québec zu unserem Hotel Le Château de Pierre. Da wir etwas zu früh sind, machen wir einen kleinen Umweg und können bei bestem Wetter von der Terrasse Dufferin aus den Sankt-Lorenz-Strom überblicken. Der Fluss ist voll mit Eisschollen und bei genauerem Betrachten fällt auf, dass sich diese flussaufwärts bewegen. Grund dafür ist die Flut, welche das Wasser zurück drückt. Denn obwohl wir rund 500 km von der Küste entfernt sind, beginnt wenige Kilometer flussabwärts bereits das Salzwasser.
Kurz nach zwei Uhr treffen wir beim Hotel ein und werden von Min, der Besitzerin begrüsst. Sie zeigt uns unser Zimmer welches im britischen Kolonialstil eingerichtet ist und Fränzi muss - wie immer - erst einmal das Bett ausgiebig testen. Daher ist es anschliessend bereits Zeit ein Restaurant fürs Nachtessen zu suchen. Da die Essenstipps von Min nicht ganz mit unserem Budget vereinbar sind, suche ich im Internet nach einem guten Restaurant und werde schnell fündig. Nur einen Kilometer ausserhalb der Stadtmauer, gleich an der Rue Saint Louis. Wir maschieren los und halten Ausschau nach dem gesuchten Restaurant. Während wir quatschen folgen wir immer weiter der Rue Saint Louis bis irgendwann ein grosser Park kommt und Fränzi langsam ungeduldig wird. Ob der Kilometer nicht langsam um sei, ob wir das Restaurant nicht evtl. verpasst hätten, fragt sie mich. Da ich im Hotel nur einen kurzen Blick auf die Karte geworfen hatte und diese natürlich nicht dabei habe, ist eine qualifizierte Antwort schwierig. Ich kann sie trotzdem überzeugen, dass wir noch etwas weiter gehen. Doch auch nach dem Park und auch noch zwei, drei Blocks weiter taucht das libanesische Restaurant einfach nicht auf. Wir gehen also zurück und entdecken auf halben Weg eine Seitenstrasse mit einer speziellen Strassenbeleuchtung. Die Strassenlampen der Avenue Cartier haben riesige, unterschiedlich gestaltete Lampenschirme [gibt leider kein Foto davon, da wir ohne Kamera untwegs waren]. An dieser Strasse finden wir dann schlussendlich doch noch ein gemütliches Restaurant, wobei es statt libanesichem, thailändisches Essen gibt.
Nachdem wir uns am Samstagmorgen im Hotel die Bäuche vollgeschlagen haben, starten wir mit der Kamera bewaffnet die Besichtigung von Vieux-Québec. Die erste Destination ist wieder die Terrasse Dufferin. Von hier aus können wir die Fähren und Schiffe beobachten, wie sie auf dem Fleuve Saint-Laurent ihre Spuren durch das Brucheis ziehen. Am Ende der Terrasse folgt die Promenade des Gouverneurs welche über 310 Stufen an der Aussenmauer der Citadelle de Québec entlangführt. Auf der Suche nach einem guten Platz für ein Foto stolpern wir quasi über den Eingang der Zitadelle. Man erklärt uns, dass diese nur im Zusammenhang mit einer Führung besucht werden kann. Wir schliessen uns also einer bunt gemischten Truppe an und erfahren, dass die Zitadelle heute von der kanadischen Armee, genauer gesagt vom Royal 22e Régiment genutzt wird. Es ist der einzige Militärstützpunkt in Nordamerika, der von Touristen besucht werden kann. Während wir unserem belgischen Guide folgen, erklärt dieser uns historische Details und die aktuelle Verwendung der einzelnen Gebäude. Von der Festungsmauer aus hat man einen sagenhaften Ausblick über die Altstadt und den Sankt-Lorenz-Strom. Während wir alle eifrig Fotos schiessen erklärt uns der Guide, dass die riesige Kanone neben der wir alle stehen Rachel heisst. Ob der Name französisch oder englisch ausgesprochen wird, darüber sind sich die Historiker bis heute uneinig. Eine englische Aussprache würde bedeuten, dass sie nach der Frau eines Offiziers benannt wurde. Für eine französische Aussprache spricht aber, dass die bekannteste Prostituierte in Québec damals Rachel hiess. Nach einer guten Stunde ist unsere Führung zu Ende und wir verlassen die Zitadelle wieder.
Auf der Stadtkarte, die wir am Bahnhof ergattert hatten, ist ein Rundweg durch die Altstadt eingezeichnet. Diesem folgen wir nun durch die alten Gassen, bemerken aber bald dass "sehenswert" wohl doch eher ein subjektives empfinden ist. So kommt es, dass wir bald vom markierten Pfad abkommen, denn dieser führt gekonnt an allem vorbei was wir gerne sehen würden.
Am Sonntagmorgen müssen wir im Hotel bereits wieder auschecken. Eigentlich wollten wir einen Tag länger in Québec bleiben, aber der Zug nach Halifax geht nur am Sonntag und Mittwoch. Da der Zug erst am späteren Abend fährt, beibt uns aber trotzdem noch genügend Zeit. Und so machen wir am Morgen einen ausgiebigen Spaziergang durch den "unteren" Teil der Stadt, am Hafen entlang, zum Markt, am Bahnhof vorbei bis auf die andere Seite der Altstadt. Am Nachmittag wandern wir noch etwas durch den östlichen Stadtteil bis wir gegen fünf Uhr wieder zum Hotel zurück kehren um unser Gepäck abzuholen. Mit dem Bus geht es anschliessend nach Saint-Foy, wo unser Zug später losfahren soll. Der Plan da noch etwas zu Essen, scheint aber plötzlich nicht mehr ganz so einfach, als wir endlich in Saint-Foy ankommen. Bei der Abgabe des Gepäcks am Bahnhof erklärt uns die nette Frau von VIA Rail aber, dass doch noch etwas Hoffnung auf ein Nachtessen besteht. Etwa einen Kilometer entfernt soll es zwei Restaurants haben. Voller Hoffnung machen wir uns auf den Weg und kommen bald am ersten vorbei - geschlossen. Etwas enttäuscht gehen wir weiter und haben beim zweiten mehr Glück - ein Italiener und er hat geöffnet. Es gibt drei Gänge, denn schliesslich haben wir eine 18 stündige Zugfahrt vor uns. Halifax wir kommen!
Fotos
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