Geschrieben von martin am
Wie schnell eine Woche vergeht. Es ist Sonntag Abend, Uyarak steht vollgepackt vor dem Haus von Fränzis Eltern und wir packen noch die letzten Kleinigkeiten zusammen. Ob wir bereits nervös sind, wurden wir in den letzten Tagen oft gefragt. Interessanterweise sind wir es nicht, selbst am letzten Abend. Vielleicht können wir es auch einfach noch gar nicht richtig fassen, dass wir jetzt für ein Jahr verreisen.
Dann ist es soweit, Montag Morgen. Fränzis Vater, meine Mutter und Schwester kommen um uns zu verabschieden. Dem Rest haben wir am Sonntag bereit tschüss gesagt. Nach ein paar Umarmungen und Fotos geht es dann los. Wir fahren direkt in Kriessern über den Zoll und Tanken als erstes in Österreich (Diesel ist da drüben viel günstiger als in der Schweiz). Dann geht es innerorts langsam Richtung Bodensee und durch Bregenz durch nach Deutschland. Von da an können wir die Autobahn nehmen. Erst die A96 und dann die A7. Dieser wollen wir bis Würzburg folgen, wo die erste Übernachtung geplant ist. Bei bestem Wetter schleichen wir gemütlich hinter den LKWs her. Plötzlich bemerke ich, dass die Kühlwassertemperatur schnell steigt und schon fast im roten Bereich ist. Sofort den Warnblicker aktiviert, Heizung voll aufdrehen und auf den Standstreifen raus. Trotzdem steigt die Temperatur noch weiter bis über den roten Bereich bevor sie wieder sinkt. Ich untersuche den Kühlkreislauf auf ein Leck, kann jedoch nichts entdecken. Einzig beim Überdruckventil im Deckel des Ausgleichbehälters ist Kühlwasser ausgetreten. Auf der Karte sehen wir, dass es nur gut 2 km bis zur nächsten Ausfahrt sind und so starten wir nach 20 Minuten den Motor wieder und schleichen mit 30 km/h auf dem Pannenstreifen Richtung Ausfahrt. Leider steigt die Motortemperatur bald wieder an und wir brauchen noch zwei Abkühlpausen bis wir endlich von der A7 runter sind. In der Gärtnerei neben der Ausfahrt erfahren wir, dass wir nach Crailsheim - rund 10 km - müssen für die nächste Werkstatt. Ich denke bereits über den Abschleppdienst nach, fahre aber dennoch mal mit Uyarak los. Überrascht stellen wir fest, dass die Temperatur im normalen Bereich bleibt. Trotzdem suchen wir erst mal eine Werkstatt. Schnell finden wir eine freie Werkstatt und erfahren da, dass es in Onolzheim sogar eine Land Rover Garage hat. Also nichts wie hin.
Wir erklären dem Mechaniker unser Problem und schnell kommen wir auf den Thermostat zu sprechen. Zum Glück haben wir einen auf Ersatz dabei und so ist der Austausch keine grosse Sache. Nach einer Probefahrt stellen wir aber fest, dass es sehr viel Luft im Kühlkreislauf hat. War dieser einfach nur schlecht entlüftet oder besteht doch ein grösseres Problem? Ein erneutes Entlüften bringt leider nichts und so sucht Georg uns ein Hotelzimmer in der Nähe. Wir kommen für die Nacht im Gasthof Krone in Rossfeld bei Crailsheim unter.
Bange warten wir am nächsten Tag während Georg den Kühler durchspühlt und die Wasserpumpe überprüft. Nochmals wird der Kühlwasserkreislauf entlüftet, doch es nützt alles nichts. Wir müssen der bitteren Wahrheit ins Augeblicken: Abgas wird ins Kühlwasser gedrückt und das kann nur bedeuten, dass entweder die Zylinderkopfdichtung undicht ist oder der Zylinderkopf gelitten hat und nun verzogen ist oder einen Riss hat. Georg bestellt sofort eine neue ZKD und wir machen uns langsam sorgen wegen dem Verschiffen. Denn am Donnerstag um 9 Uhr müssen wir spätestens unseren Dicken in Hamburg abgeben. Während Georg am Nachmittag den Zylinderkopf ausbaut, laufen wir ins Hotel zurück und lenken uns im Einkaufszentrum auf dem Weg etwas ab. Kurz vor Feierabend rufe ich in der Werkstatt an und erkundige mich nach dem Stand. Die gute Nachricht ist, der ZK ist nicht verzogen. Ob er einen Riss hat kann die Werkstatt nicht sagen, da sie den Kopf zum Abdrücken wegschicken müssen. Womit wir bei der schlechten Nachricht sind, denn das dauert min. zwei bis drei Arbeitstage. Da in unserem TDI noch eine alte, nichtmetallische ZKD verbaut war, hat sich diese bei der Demontage zerteilt und es kann nicht mehr festgestellt werden ob sie der Grund für das Leck war. Damit stehen wir vor einer schweren Entscheidung: Lassen wir den ZK prüfen, müssen wir die Verschiffung und auch die Flüge umbuchen. Den ZK ungeprüft mit einer neuen ZKD wieder einbauen birgt das Risiko, dass wir Mittwoch Abend wieder gleich weit sind und einfach einen Tag Arbeit umsonst war. Wir rechnen was es uns Kostet, alles umzubuchen und Fragen im BlackLandy Forum nach Rat. Schnell ist klar, einfach einen neuen ZK einbauen kostet in etwa gleich viel wie alles umzubuchen. Ausserdem telefonieren wir mit Seabridge und erfahren, dass unsere Fähre 5 Tage Verspätung hat! Glück für uns, so können wir Uyarak auch erst am Freitag abgeben (Samstag ist der Hafen geschlossen und Sonntag fliegen wir bereits nach Toronto). Wir rufen also am Mittwochmorgen bei Georg in der Werkstatt an und beauftragen ihn einen neuen ZK zu organisieren. Leider kostet dieser bei der Werkstatt nicht 500 - 600 € wie erwartet, sondern 1300 € (nur das Material)! Ausserdem hätte so ein Zylinderkopf etwa zwei Wochen Lieferfrist. Eine Katastrophe.
Im BlackLandy-Forum habe ich jedoch noch die Adresse der Firma FWD in Waake bekommen, welche angeblich alles entweder an Lager hat oder sehr schnell beschaffen kann. Ich rufe also da an und siehe da, alles da was wir brauchen. Da wir nicht riskieren wollen, dass uns die Post noch einen Strich durch die Rechnung macht, schnappen wir uns ein Mietauto und brausen selber hoch nach Göttingen um alles abzuholen. 700 km Fahrt später sind wir mit allem was wir für die Reperatur brauchen zurück und können erstmal entspannt schlafen.
Pünktlich um 8 Uhr stehen wir am Donnerstagmorgen wieder in der Werkstatt und liefern die Teile ab. Sofort macht sich Georg an den Zusammenbau und wir bringen erst mal das Mietauto zurück. Anschliessend laufen wir gemütlich zur Werkstatt zurück und vertreiben uns die restliche Zeit im Pausenraum der Werkstatt oder in der Bäckerei über der Strasse. Kurz nach vier Uhr ist es denn soweit, der Motor ist wieder zusammengebaut und alle Flüssigkeiten nachgefüllt. Gespannt dreht Georg den Zündschlüssel und der TDI springt an als wäre nichts gewesen. Erst werden in der Werkstatt ein paar Tests gemacht, dann geht es auf eine Probefahrt. Alles scheint bestens zu sein. Wir bezahlen die Rechnung und fahren kurz vor 18 Uhr los Richtung Hamburg. 600 km auf der A7 liegen noch vor uns. Abwechselnd fahren wir bis wir kurz nach 2 Uhr nachts endlich am Ziel angekommen sind.
So richtig Ausschlafen können wir am Freitag nicht, denn wir müssen Uyarak ja noch am Hafen abgeben. Zuvor wollen wir ihn aber noch kurz waschen. Google Maps verrät uns schnell wo die nächste Autowaschanlage ist und schon sind wir unterwegs. Leider stellen wir aber gleich fest, dass es sich dabei um eine Waschstrasse handelt was nicht das ist was wir suchen. Immerhin hat es einen Staubsauger und so können wir wenigstens den Fussbereich noch kurz reinigen. Anschliessend machen wir uns auf die Suche nach einer Selbstbedienungswaschanlage. In den nächsten 30 min. finden wir bestimmt 5 Waschstrassen, jedoch keine einfache Autowaschanlage an der wir den Unterboden reinigen könnten. Noch geben wir nicht auf, denn Fränzi hat einen vielversprechenden Tipp bekommen. Als wir dann aber vor der gesuchten Anlage stehen, hängt da ein grosses Schild "max. 1.85 m"... Wir geben auf und bringen Uyarak so wie er ist zum Hafen. Aufgrund der ganzen Baustellen und Einbahnstrassen brauchen wir auch hierfür zwei Anläufe, irgendwann haben wir es dann aber geschaft und sind am gesuchten O’Swaldkai Terminal. Wie in den Unterlagen von Seabridge beschrieben gehen wir in den Warteraum und ziehen ein Ticket. Bereits wenige Minuten später wird unsere Nummer angezeigt und wir gehen zum Schalter 7 im 1. Stock. Wir geben dem Mitarbeiter Reisepass, Führerschein und Fahrzeugpapiere, er tippt kurz was ein und gibt uns die Papiere zurück. Dazu gibt es noch einen gelben und einen weissen Zettel. Mit dem gelben Zettel sollen wir durch die Schranke fahren. Da pro Fahrzeug nur eine Person aufs Gelände darf, bleibt Fränzi im warmen Wartesaal und ich versuche mit Uyarak in die Hafenanlage reinzufahren. Die Ampel steht auf grün, die äussere Schranke ist offen also fahre ich rein. Kaum bin ich drin geht die Schranke hinter mir zu, aber die zweite vor mir nicht auf. Nach einem ratlosen vor und zurück fahren zwischen den Schranken ertönt plötzlich eine Stimme aus dem Lautsprecher: "Fahren Sie bitte GANZ vor bis zur Schranke und halten Sie den gelben Zettel ins Lesegerät". Welches Lesegerät??? Nachdem ich ausgestiegen bin, sehe ich dann einen passenden Schlitz etwa auf Kniehöhe. Wieso montieren die das nicht einfach auf Fensterhöhe? Egal. Jetzt öffnet sich die Schranke und ich bin drin. Wie beschrieben biege ich links ab, dann gleich wieder rechts und halte vor dem Bürocontainer. Nun geht alles ganz einfach, ich bekomme eine Parkreihe zugewissen, stelle Uyarak da ab, nehme die Kennzeichen weg während ein Hafenmitarbeiter einen Schadensraport vom Fahrzeug erstellt. Noch kurz unterschreiben und fertig.
Den Rest des Tages spazieren wir durch Hamburg - Fränzis kleiner Umweg auf dem Weg zurück ins Hotel ist nicht ganz so klein. Am Samstag sind wir auch wieder zu Fuss in Hamburg unterwegs und die Herausforderung des Tages ist ein Café oder eine Bäckerei zu finden, in der wir Frühstücken können.
Sonntag schlafen wir aus und machen uns gegen 11 Uhr auf Richtung Flughafen. Um halb drei startet unser Flieger pünktlich nach London von wo aus wir weiter nach Toronto fliegen.
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Kommentare
danielhutter antwortete am Permanenter Link
Hoppid
Au en holprige Start ischt en Start :)
Göpf antwortete am Permanenter Link
Hoi ihr zwei,
Ich wünsche euch eine spannende zeit in der weiten welt.
Passt gut auf.
Lg göpf
Börni Obmann antwortete am Permanenter Link
Hallo ihr zwei, toll gemacht mit der Webseite! Bin schon auf die vielen Geschichten gespannt, die ihr ja schon nach ein paar 100 km erlebt habt. *zum brüllen* Auf alle Fälle, viel Glück und passt auf euch und natürlich auf den Uyarak gut auf! Würde mich noch nebenbei interessieren wie ihr dass mit dem GPS Tracking gemacht habt, dass finde ich echt eine COOLE SACHE!
LG Börni
martin antwortete am Permanenter Link
Hallo Börni
Vielen Dank. Noch warten wir auf Uyarak, ist zur Zeit noch irgendwo auf dem Atlantik. Das GPS-Tracking haben wir relativ einfach gelöst. Das Tracking selber übernimmt ein Spot Gen3 (www.findmespot.com). Auf der Webseite verwende ich OpenLayers (www.openlayers.org) um die GPX-Dateien über eine OpenStreetMap Karte zu legen.
Liebe Grüsse aus Kanada
Martin